Der Bundesrat will mit einer neuen Strategie die Suchtbekämpfung verbessern. Im Vordergrund stehen eine verstärkte Prävention bei Kindern und Jugendlichen sowie finanzielle Hilfen für Suchtkranke. Gleichzeitig wird an die Eigenverantwortung appelliert.
Noch immer verursachten Sucht und Risikoverhalten viel Leid für die Betroffenen selber, aber auch für ihre Familien und die Gesellschaft, schreibt der Bundesrat in einer Mitteilung. Häufige Folgen von Sucht seien Arbeitslosigkeit, Sozialhilfebezug, Verschuldung oder instabile Wohnverhältnisse.
Jeder siebte Todesfall in der Schweiz habe mit Rauchen zu tun, hinter jeder sechsten psychiatrischen Diagnose und bei der Hälfte aller Straftaten spiele Alkohol eine Rolle. Laut Bund betragen die gesellschaftlichen Kosten von Sucht in der Schweiz jährlich mehrere Milliarden Franken.
Bewährtes neu verpackt
Am Freitag genehmigte der Bundesrat den Massnahmenplan zur «Nationalen Strategie Sucht 2017-2024», welche er in den Grundzügen bereits vor einem halben Jahr skizziert hatte. Der Bund will seine Ziele gemeinsam mit den Kantonen, Städten, Justizbehörden sowie verschiedenen Verbänden erreichen.
Die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure soll intensiviert werden. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) wird die Umsetzung der Massnahmen steuern und koordinieren. Die neue Suchtstrategie basiert auf dem Gleichgewicht zwischen Eigenverantwortung und Unterstützung für diejenigen, die diese nötig haben.
Der 52-seitige Bericht greift Bewährtes aus den bisherigen nationalen Programmen zu Alkohol, Tabak und Drogen auf. Zudem bezieht er weitere Suchtformen wie Medikamentenabhängigkeit oder Geldspielsucht mit ein.
Keine zusätzlichen Kosten
In der Anhörung war die Strategie von einer grossen Mehrheit positiv beurteilt worden. Vertreter der Tabak- und Alkoholindustrie wiesen die Strategie hingegen zurück, weil sie eine zunehmende Reglementierung im Tabak- und Alkoholmarkt fürchten.
Die «Nationale Strategie Sucht» ist Teil der Agenda «Gesundheit2020», mit welcher der Bundesrat die Gesundheitsförderung und Krankheitsvorbeugung intensivieren will. Zu zusätzlichen Kosten wird die neue Suchtstrategie nicht führen. Beim BAG selber wird Personal aus bisherigen Suchtprogrammen, etwa zu Alkohol und Tabak, dafür eingesetzt.
Die Finanzierung des Suchthilfeangebots in den Bereichen Prävention, Schadensminderung und Therapie ist Aufgabe der Kantone und teilweise der Gemeinden. Die neue Strategie führt auch für sie nicht zu neuen Pflichten und Ausgaben.