Wer in der Berufsbildung Vorbereitungskurse für eine eidgenössische Prüfung besucht, soll ab 2017 finanzielle Unterstützung vom Bund erhalten. Der Bundesrat will dafür 60 bis 100 Millionen Franken pro Jahr zur Verfügung stellen. Mit einem neuen Bewertungssystem hofft er, die Berufsbildung insgesamt zu stärken.
Bundesrat Johann Schneider-Ammann betonte am Mittwoch vor den Medien in Bern einmal mehr die Bedeutung des dualen Bildungssystems. Die Berufsbildung kämpfe aber mit verschiedenen Problemen, sagte er.
Eines davon sei die Finanzierung: Absolventinnen und Absolventinnen einer eidgenössischen Prüfung – dazu gehören Berufsprüfung und höhere Fachprüfung – tragen die Kosten für die Vorbereitungskurse in der Regel weitgehend selber. Schneider-Ammann sprach von Mehrkosten von bis zu 30’000 Franken gegenüber einer akademischen Ausbildung.
Höhe der Kurskosten entscheidend
Die Prüfungskosten gehen seit Anfang 2013 grösstenteils zu Lasten des Bundes. Geht es nach dem Bundesrat, soll der Bund künftig auch für maximal die Hälfte der Kosten für die Vorbereitungskurse aufkommen.
Details hat er noch nicht beschlossen: Das Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) muss bis Ende Jahr eine Vernehmlassungsvorlage erarbeiten. Schneider-Ammann betonte denn auch, dass es sich beim genannten Subventionsrahmen um eine «vage Schätzung» handle.
Bei Beiträgen in diesem Rahmen würden auf jede Absolventin und jeden Absolventen zwischen 3300 und 5500 Franken entfallen. Der Bundesrat will das Geld aber nicht mit der Giesskanne verteilen. Er schlägt ein «subjektbezogenes Finanzierungsmodell» vor, bei dem die Höhe der Beiträge von der tatsächlichen Höhe der Kurskosten abhängig wäre.
Dadurch könne den unterschiedlichen Angeboten am besten Rechnung getragen werden, sagte Schneider-Ammann. Letztlich entscheidet darüber aber das Parlament. Der Bundesrat will ihm die neue Subvention im Rahmen der Botschaft über die Förderung von Bildung, Forschung und Innovation (BFI-Botschaft) für die Periode 2017-2020 vorlegen.
Neue Einstufung für Berufsabschlüsse
In eigener Kompetenz sorgt der Bundesrat für mehr Transparenz in der Berufsbildung insgesamt: Er hat dafür die Schaffung eines nationalen Qualifikationsrahmens für Abschlüsse der Berufsbildung (NQR Berufsbildung) beschlossen. Mit diesem hofft er, die internationale Vergleichbarkeit und die Wertschätzung der schweizerischen Berufsbildungsabschlüsse zu verbessern.
Künftig soll jeder Schweizer Berufsbildungsabschluss in eines von acht Niveaus eingestuft werden. Zudem wird für jeden Abschluss der beruflichen Grundbildung eine Zeugniserläuterung und für jeden Abschluss der höheren Berufsbildung ein Diplomzusatz erstellt.
Diese in den Landessprachen und in Englisch ausgefertigten Beilagen sollen allgemeinverständliche Informationen zum Abschluss enthalten. Zudem wird das Niveau des Abschlusses ausgewiesen.
Das Schweizer Berufsbildungssystem und die Abschlüsse seien im Ausland zu wenig bekannt, sagte Schneider-Ammann. Dank dem Qualifikationsrahmen und den Erläuterungen könne eine Qualifikation «über die Grenze hinweg» einfach erkannt werden. Die Absolventen hätten dadurch bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, für die Arbeitgeber vereinfache sich das Rekrutierungsverfahren.
Die Verordnung zum NQR Berufsbildung tritt am 1. Oktober 2014 in Kraft, danach beginnt das Einstufungsverfahren für die Berufsbildungsabschlüsse. Die ersten Zeugniserläuterungen und Diplomzusätze sollen im Sommer 2015 veröffentlicht werden.
Warnung vor «Akademisierung»
Nichts wissen will der Bundesrat von der Einführung neuer Titel in der höheren Berufsbildung. In der Schweiz verlangen verschiedene Organisationen, darunter der Gewerbeverband, die Einführung eines «Professional Bachelor» und eines «Professional Master». Der Nationalrat hat im Juni eine Motion mit diesem Anliegen gutgeheissen, diese liegt nun beim Ständerat.
Schneider-Ammann warnte vor einer «Akademisierung» der Berufsbildung. Durch eine Annäherung und Vermischung von akademischen und beruflichen Abschlussbezeichnungen nehme der Informationsgehalt der verschiedenen Titel ab. Der Bundesrat wolle die beiden Ausbildungswege darum «gleichwertig, aber andersartig» weiterführen.