Heute öffnet die Weltmesse für Uhren und Schmuck Baselworld in Anwesenheit von Bundesrat Ueli Maurer ihre Tore. Ein erster Blick in die luxuriös ausgestatteten Messehallen offenbart ein Jahr nach deren Eröffnung viel Spektakuläres, aber eigentlich nichts spektakulär Neues.
Ich bin einer von über 3500 Journalistinnen und Journalisten aus über 70 Ländern (ist im Factsheet von Baselworld zu lesen). Also wirklich exklusiv ist mein Besuch der Messehallen einen Tag vor der offiziellen Eröffnung der Baselworld nicht. Auch fühle ich mich nicht wirklich willkommen. In den Gängen zwischen den pompösen Messestand-Palästen schon, ab und zu ergattere ich sogar ein diskretes Lächeln einer der vielen attraktiven Empfangsdamen. Aber ein einladendes Lächeln ist es nicht, das Innere der Standbauten bleibt mir verborgen.
Also wandle ich an den vielen Journalistenkollegen vorbei zwischen den Bauten durch die Hallen und sehe die Stände, die ich bereits im vergangenen Jahr gesehen habe. Damals aber offenbarten diese Blicke wirklich Spektakuläres, denn vor einem Jahr waren die Messehallen und mit ihnen beinahe alle temporären Einbauten von Rolex, Omega, Hermès und Co. ganz neu.
Neues Ufo von Patek Philippe
Der Kollege vom Fernsehen SRF verhilft mir dann doch noch zu einer kleinen News: Die Luxusuhrenmanufaktur Patek Philippe hat sich zum 175. Jahr ihres Bestehens einen neuen Stand geleistet. 1500 Quadratmeter Standfläche mit 117 hell leuchtenden Glaselementen mit einem Gewicht von 70 Tonnen und 125 Tonnen Stahl – ein strahlendes Ufo, das in den Hallen zur Landung angesetzt hat.
Das klingt sehr imposant, damit gehört der Stand von Patek Philippe auch zu den grössten an der Messe, was man ihm von aussen – wie bereits erwähnt, hinein gelangte ich nicht – gar nicht so richtig ansieht. Die Paläste von Rolex und Omega, die Burg von Breitling mit dem in die Fassade eingelassenen Aquarium (dieses Jahr ohne Haie) wirken grösser.
21 Kilometer Standfassaden
Über eine Strecke von 21 Kilometern ziehen sich, alle aneinandergereiht, die Standfassaden der Uhren- und Schmuckfirmen an der Messe hin. Wer also alles abschreiten möchte, müsste bequeme Schuhe mitbringen, was aber die allermeisten der Anwesenden nicht getan haben. So viel Fassade bedeutete auch viel Arbeit für die Standbauer, die, wie Messechef René Kamm in einem Interview mit der «Basler Zeitung» sagte, ja gerne lange arbeiten würden, es aber wegen ihrer Unterstellung unter den Schreiner-GAV nicht dürfen. Oder dürften.
Und hier noch ein paar Zahlen aus dem Factsheet der Baselworld: auf 25’000 beläuft sich die Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während der acht Tage dauernden Messe an und in den Ständen, 400 Reinigungsleute sorgen täglich für Sauberkeit und 6 Millionen Visitenkarten sollen während der Baselworld ausgetauscht werden. Das wären bei einer Besucherzahl von 120’000 – so viele waren es im letzten Jahr – rund 50 Visitenkarten pro Kopf.
Zu Hause angekommen, fühle ich mich nicht zu Hause – wegen der Nachbarn.
Auf dem Nachhauseweg überlege ich mir, ob mein asiatischer Kollege an der Bar im Media Center seinen Hygiene-Mundschutz beim Verzehr der Instant-Nudelsuppe abgenommen hat. Und zu Hause angekommen, fühle ich mich nicht wirklich zu Hause. Denn vier der insgesamt acht Nachbarwohnungen sind mit neuen Bewohnern besetzt: Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Gästen der Baselworld.