Der Schweizer Aussenminister Didier Burkhalter sieht in der Bekämpfung von Extremismus eine der wichtigsten Herausforderungen unserer Generation. Dafür sei es nötig, jungen Menschen alternative Möglichkeiten für ein Gefühl der Zugehörigkeit zu geben.
Der Terrorismus sei ein Angriff auf die Werte der Gesellschaft, sagte Burkhalter gemäss Redetext am Donnerstag am Gipfeltreffen gegen Extremismus, zu dem die US-Regierung nach Washington geladen hat.
Die Tötung von unschuldigen Kindern, Frauen und Männern und das enorme Leid, das der Zivilbevölkerung durch terroristische Gruppen zugefügt werde, fänden in keiner Religion eine Rechtfertigung und seien nicht akzeptabel.
Als Vorsitzende der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa OSZE habe die Schweiz im vergangenen Jahr gespürt, wie gross international die Sorge um ausländische Kämpfer sei, und dass Entschlossenheit herrsche, gemeinsam Antworten zur Bekämpfung von Terror zu finden.
Dazu sei eine umfassende Strategie erforderlich, mit der verhindert werde, dass die Feuer des Terrorismus überhaupt entfacht würden. «Wir brauchen eine Strategie, die darüber hinaus geht, die Feuerwehr aufzubieten, wenn solche Brände ausbrechen», sagte der Aussenminister vor den seinen Amtskollegen.
Alternativen zu Extremismus bieten
Man stehe vor der gewaltigen Aufgabe, den oft jungen Menschen, die vom Extremismus verleitet werden, alternative Möglichkeiten, ein Gefühl der Zugehörigkeit und ein Sinn im Leben zu geben.
Burkhalter lobte in diesem Zusammenhang das Schweizer Lehrlings-System. Das Modell «Verdiene, während Du lernst» biete wichtige Vorteile: Als Mitarbeiter erhielten die Lehrlinge Anerkennung und Selbstwertgefühl, als Auszubildende können sie darauf vertrauen, dass die erworbenen Fähigkeiten in der Privatwirtschaft auch gefragt sind.
Gute wirtschaftliche Integration, eine sorgfältige Städteplanung und lokaler sozialer Wohnungsbau hätten im Weiteren dazu beigetragen, die Entstehung von Ghettos in der Schweiz – ein Land, in dem etwa ein Viertel der Bevölkerung Ausländer seien – zu verhindern.
Fonds für Zusammenhalt und Belastbarkeit
Burkhalter lud die Staaten ein, dem in Genf beheimateten Fonds für gemeinschaftlichen Zusammenhalt und Belastbarkeit beizutreten. Die Schweiz habe in den ersten vier Jahren 5 Millionen Dollar in den Fonds einbezahlt. Mit den Geldern sollen unter anderem Arbeitsplätze für junge Menschen in den Pilotländern des Fonds Bangladesch, Mali, Marokko und Nigeria geschaffen werden.
Das Gipfeltreffen in Washington dauert bis am Donnerstagabend. Burkhalter kehrt am Freitagmorgen in die Schweiz zurück.
Obama hebt Religionsfreiheit hervor
US-Präsident Barack Obama bezeichnete bei seiner Rede am Donnerstag den Schutz der Religionsfreiheit als wesentlichen Pfeiler im Kampf gegen den Terrorismus: «Wenn die Menschen frei sind, ihre Religion auszuüben wie sie wollen, hilft das, vielfältige Gesellschaften zusammenzuhalten.»
Es müsse bei den politischen, gesellschaftlichen und religiösen Führern beginnen, gewalttätigen Extremismus zu bekämpfen, sagte er anlässlich des Abschlusstages der dreitägigen Anti-Terror-Konferenz in der US-Hauptstadt.
«Dass der Westen einen Krieg gegen den Islam führt, ist eine hässliche Lüge», die zurückgewiesen werden müsste, sagte Obama. «Junge Leuten wird beigebracht zu hassen. Es ist ihnen nicht angeboren. Wir Erwachsenen bringen es ihnen bei.»
Am Vortag hatte Obama bereits für einen breiten Ansatz im Kampf gegen Extremisten geworben. Mit militärischen Mitteln alleine lasse sich das Problem nicht lösen, stattdessen müsse die Radikalisierung junger Menschen mit Präventionsarbeit verhindert werden.
«Terroristen sprechen nicht für eine Milliarde Muslime»
Ausserdem warnte der Präsident vor einer Gleichsetzung von gewalttätigem Extremismus und Islam. «Die Terroristen sprechen nicht für eine Milliarde Muslime», sagte er.
Seit Dienstag beraten Experten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft in der US-Hauptstadt über den Kampf gegen gewalttätigen Extremismus. Das seit Monaten geplante Treffen findet unter dem Eindruck des brutalen Vorgehens der IS-Miliz in Syrien und im Irak sowie der islamistisch motivierten Anschläge von Paris und Kopenhagen statt.
Zu dem Treffen im Aussenministerium kamen Delegationen aus mehr als 60 Ländern.