Bundespräsident Didier Burkhalter hat am Donnerstag seinen viertägigen Besuch in Japan beendet. Er zog eine positive Bilanz der Diskussionen mit Premierminister Shinzo Abe und Aussenminister Fumio Kishida.
Im Fokus für die nahe Zukunft steht eine engere Wissenschaftskooperation. Burkhalter will die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Japan in Zukunft verstärken.
Die Abkommen zum wissenschaftlichen Austausch zwischen den beiden Ländern seien künftig eine Priorität, sagte er am Donnerstag an einer Medienkonferenz in Tokio. Der wirtschaftliche Austausch könne trotz des 2009 unterzeichneten Freihandelsabkommen noch ausgebaut werden, sagte Burkhalter.
Japan sei derzeit der viertwichtigste Handelspartner der Schweiz. Burkhalter erinnerte daran, dass Japan zwar eine lange Stagnationsphase erfahren habe. Das Land gehöre aber zur Asiatisch-Pazifischen Region, welche in wirtschaftlicher Hinsicht eine Priorität für die Schweizer Regierung sei.
Am Dienstag besuchte der Bundespräsident ein Forschungszentrum des japanischen Unternehmens Takeda, das ungefähr 50 Kilometer südlich von Tokio liegt. Takeda übernahm 2011 die Schweizer Pharmagruppe Nycomed und betreibt seither auch einen Ableger in Zürich.
«Eine Art asiatische Version der OSZE»
Im Rahmen der diesjährigen OSZE-Präsidentschaft der Schweiz unterstrich Burkhalter die besondere Rolle Japans, des einzigen asiatischen Partners der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).
«Wir haben darüber diskutiert, eine Asiatsch-Pazifische Austauschplattform einzurichten – eine Art asiatische Version der OSZE», sagte Burkhalter. Eine solche Plattform sei wünschenswert, um die Sicherheit zu gewährleisten, die entscheidend für den Aufbau wirtschaftlicher Beziehungen sei.
Auf die diversen Spannungen in der Region angesprochen, sagte Burkhalter: «Wir beobachten, dass die Länder meistens bilateral verhandeln, was teils zu sehr aggressiven Gesprächen führt.» Eine Plattform, die multilaterale Diskussionen zulasse, könne helfen, die Situation zu entschärfen.
In Bezug auf die Spannungen zwischen Japan und seinen Nachbarstaaten, betonte Burkhalter die neutrale Haltung der Schweiz. «Wir beziehen in den territorialen Streitereien der asiatischen Staaten keine Position», sagte der Bundespräsident.
Mit Premierminister Shinzo Abe habe er auch über Nordkorea gesprochen. «Falls gewünscht, ist die Schweiz bereit eine Vermittlerrolle im Dialog zwischen den beiden Ländern zu spielen», sagte Burkhalter. Er erinnerte daran, dass die Schweiz «gute Beziehungen» mit Pjöngjang unterhalte.
Todesstrafe als Hindernis
Auch Gespräche im Hinblick auf eine rechtliche Kooperation zwischen den beiden Ländern wurden angesprochen. Ein Hindernis stellt dabei die Todesstrafe dar, die in Japan noch immer gilt. Für Burkhalter scheint ein Wechsel in diesem Bereich momentan illusorisch, Fortschritte seien aber nicht auszuschliessen.
In einem anderen Bereich gebe es allerdings Verbesserungen, bemerkte Burkhalter. Shinzo Abe wolle die Frauen fördern, deren Rolle in Japan sehr eingeschränkt sei. «Eine Veränderung in diesem Bereich scheint möglich», sagte der Bundespräsident nach einem gemeinsamen Essen mit Abe und dessen Frau.
Die viertägige Visite Burkhalters stand im Zeichen des Jubiläums von 150 Jahren bilaterale Beziehungen zwischen der Schweiz und Japan.