An der Grenzacherstrasse wird es von Jahr zu Jahr lauter. Die Busfrequenzen wurden zahlreicher. Die Anwohner gehen nun gegen die dröhnenden Busse auf die Barrikaden und bringen Vorschläge. Eine Umfahrung solls richten.
Jede dritte Minute braust zwischen 7 Uhr und 20 Uhr ein Bus durch die Grenzacherstrasse, nun haben die Anwohner genug vom Lärm des öffentlichen Verkehrsmittels: Sie haben sich als Komitee zusammengeschlossen und wollen «den zunehmenden» Buslärm bekämpfen.
Das «OK Grenzacherstrasse» verlangt ein radikales Umdenken des Amtes für Mobilität. Es sollen weniger Busse durch die Grenzacherstrasse fahren. Die Anwohner wollen die einzelnen Linien entflechten, der Busverkehr soll zwischen der Grenzacherstrasse und dem Claraplatz reduziert werden.
Zu erreichen wäre dies gemäss dem OK, wenn die Linien 34 und 42 auf die Wettsteinallee-Ost, Riehenring und Messeplatz verteilt würden. Es würden dann nur noch die Busse 31 und 38 durch ihre Strasse fahren, rund die Hälfte des jetzigen Busaufkommens. «Am Claraplatz wird ohnehin gebaut werden», sagt Niklaus Trächslin vom Vorstand des OK Grenzacherstrasse: «Warum sollte dieser nicht direkt busgerecht werden?»
Folgen hätte die neue Linienführung allerdings für die Clarastrasse: Die Buslinien 34 und 42 würden zusätzlich über die Achse führen, was eine Mehrbelastung zur Folge hätte. Ob dies dennoch eine Option wäre oder nicht und was das Amt für Mobilität von den Plänen des OK Grenzacherstrasse hält, ist unklar. Das Amt war für eine Stellungnahme noch nicht erreichbar.
So sähe die vorgeschlagene Alternativroute aus. Anstatt über die Grenzacherstrasse, würden die Buslinien 34 und 42 der BVB über die Wettsteinallee, den Riehenring, über die Messe und die Clarastrasse zum Claraplatz gelangen. (Bild: Alain Appel)
Noch mehr Verkehr nach Fertigstellung des Rocheturms
Die Anwohner der Grenzacherstrasse machen sich aber auch Sorgen um einen Nachbarn: die Roche. Gemäss Schätzungen der Anwohner steigen bereits jetzt 50 Prozent der örtlichen Buspassagiere bei der Haltestelle Rosengartenweg nahe der Roche ein und aus. Und für die Anwohner der Grenzacherstrasse ist klar: Mit der Fertigstellung des Rocheturms, mit dem rund 2500 zusätzliche Stellen geschaffen werden, nimmt das Problem bedeutend zu.
«Dabei könnten die Roche-Leute, die von ausserhalb arbeiten kommen, doch über die Ost-Route anfahren. Eine Buslinie vom Bahnhof SBB über die Breite der Solitude-Einfahrt entlang würde sie genauso schnell zur Arbeit bringen», schlägt Trächslin vor. Die Roche selbst will sich nicht zum Thema äussern, wie das Pharmaunternehmen auf Anfrage mitteilt.
«Wegen dem Buslärm, der seit der Abschaffung der Trolleybusse entstanden ist, benutze ich mein vorderes Zimmer an der Strasse kaum mehr», sagt Brigitte Schaub, Anwohnerin der Grenzacherstrasse. Tatsächlich hat die Lärmbelastung durch Busse in den letzten Jahren nachweislich zugenommen.
Der Verkehr verursachte vergangenes Jahr bei einer Schallmessung durch die Lärmingenieure Ehrsam & Partner einen Durchschnitt von 67 Dezibel (6 bis 22 Uhr) an der Grenzacherstrasse. Der Lärmkataster sieht für Wohn- und Gewerbegebiete eine Limite vom 65 Dezibel vor. Ohne den Buslärm, der bei Anfahrt mit 84 Dezibel noch höher ist, wäre die Belastung laut Berechnungen des Ingenieurs bei circa 63 Dezibel, und damit unter der Limite.
Petition gegen den ausufernden Verkehr
Es ist allerdings nicht das einzige Argument der Anwohner: Zunehmender Lärm entwerte Mietliegenschaften, sagt Trächslin, bei der Neuausrichtung der Anflugschneise des EuroAirports wurden Hauseigentümer aus diesem Grund entschädigt. Die Anwohner der Grenzacherstrasse hätten zwar Isolierfenster erhalten, die durch Subventionen der BVB finanziert wurden. Diese nützten aber wenig, sagt Trächslin: «Die Erschütterung durch den Schall zieht die Wohneinrichtung in Mitleidenschaft.»
Um zu zeigen, dass das OK nicht nur ein kleiner renitenter Haufen sei, und dass das Thema viele Anwohner störe, haben die Betroffenen eine Petition lanciert. Trächslin gibt sich kämpferisch: «Wenn sich genügend Menschen einbringen und solidarisieren, bemerkt das Amt für Mobilität hoffentlich, dass es uns ernst nehmen soll.»