Caddie Steve Williams ist nur dank Tiger Woods vielfacher Millionär geworden. Fünf Jahre nach der Trennung hackt der 52-jährige Neuseeländer weiterhin unablässig auf dem Superstar herum.
Williams konnte es augenscheinlich nie verkraften, dass Tiger Woods im Frühling 2011 die erfolgreiche Zusammenarbeit nach rund zwölf Jahren beendete. Mit Williams an der Golftasche hatte Woods die meisten seiner Erfolge und vor allem 13 von 14 Majortiteln eingefahren. Aber 2011, ein halbes Jahr nach dem Ehe- und Sexskandal, wollte Woods neue Wege gehen. Dazu gehörte die Trennung vom Caddie.
Steve Williams heuerte gleich danach bei Adam Scott. Mit dem Australier hat er respektablen Erfolg – der US-Masters-Sieg 2013 steht zuvorderst -, aber nur einen Bruchteil von dem Erfolg, den er mit Woods erreicht hat.
Mittlerweile sind unter dem Namen des stämmigen Cholerikers Williams zwei Bücher erschienen. In beiden rechnet der Neuseeländer mit Woods ab. Im neuen Buch lässt er über seinen ehemaligen Chef verlauten: «Tiger Woods ist keine normale Person, was die menschlichen Beziehungen betrifft. Wenn jemand ihn ärgert, bricht er jede Kommunikation ab und vermeidet er jeden Konflikt, weil er nicht anders kann.» Williams will bei Woods auch Mängel in der golferischen Kompetenz entdeckt haben. «Ich glaube, dass er zu oft den Zug wechselt. Er ist jetzt Kontrolleur statt Lokomotivführer.»
Williams hatte Woods in den ersten Monaten nach der Trennung mehrmals öffentlich attackiert und beleidigt. Er musste sich ebenso öffentlich entschuldigen, um eine Klage vor Gericht zu vermeiden. Williams liess in jener Zeit keine Gelegenheit aus, gegen weltbesten Golfer zu sticheln. Wenn sein neuer Chef, der Wahlschweizer Adam Scott, auch nur ein kleineres Turnier gewonnen hatte, sagte Williams, dies sei der schönste Erfolg in seiner Zeit als Caddie gewesen. Damit blendete er demonstrativ all die wirklich grossen Triumphe mit Woods aus.
Während der zwölf gemeinsamen Jahre war Steve Williams der mit Abstand am besten verdienende Golfsackträger der Welt gewesen. Dennoch brachte er es in seinem ersten Buch fertig, sich über seine tägliche Arbeit zu beklagen. Er liess schreiben: «Was mich wirklich ärgerte, war die lässige Art, mit der Woods den Schläger in Richtung Sack warf. Er wartete darauf, dass ich den Schläger auflesen würde. Wenn ich mich bücken und den Schläger in den Sack stecken musste, fühlte ich mich wie ein Sklave.» Wie ein glänzend verdienender Sklave, hätte Williams anfügen können.