Cameron macht sich stark für Frieden mit Taliban

Zur Unterstützung des Friedensprozesses am Hindukusch ist der britische Premierminister David Cameron am Wochenende zu einem unangekündigten Besuch nach Afghanistan und Pakistan gereist. In Kabul sagte Cameron am Samstag, es gebe die Gelegenheit zu einem Friedensdialog mit den radikalislamischen Taliban.

David Cameron (l.) mit pakistanischem Kollegen Nawaz Sharif (Bild: sda)

Zur Unterstützung des Friedensprozesses am Hindukusch ist der britische Premierminister David Cameron am Wochenende zu einem unangekündigten Besuch nach Afghanistan und Pakistan gereist. In Kabul sagte Cameron am Samstag, es gebe die Gelegenheit zu einem Friedensdialog mit den radikalislamischen Taliban.

In Afghanistan stattete Cameron am Samstag den in der südlichen Provinz Helmand stationierten britischen Truppen einen Besuch ab, bevor er in der Hauptstadt Kabul mit Präsident Hamid Karsai zusammentraf.

In Islamabad sprach Cameron mit Staatschef Asif Ali Zardari und dem neuen Regierungschef Nawaz Sharif. Dieser erklärte anschliessend, er unterstützte Grossbritanniens «Bemühungen um einen dauerhaften Frieden und Stabilität in Afghanistan».

Cameron hatte zuvor erklärt, seit seinem letzten Besuch in Helmand 2006 habe es eine «bemerkenswerte Veränderung» gegeben. Damals habe es «fast keine afghanische Truppen» gegeben, heute gebe es «340’000 fähige und entschlossene Soldaten».

Zu möglichen Verhandlungen mit den Taliban-Kämpfern sagte Cameron, ihnen werde derzeit bewusst, «dass sie sich nicht durch Terror und Gewalt eine Rolle in Afghanistans Zukunft sichern» könnten.

Kritik des Generals

Der ranghöchste britische General in Afghanistan hielt dem Westen in einem am Samstag veröffentlichten Interview vor, nach dem Sturz der Taliban durch eine US-Militärintervention im Jahr 2001 die Chance auf einen Dialog verpasst zu haben.

Die Taliban seien «auf der Flucht» gewesen, sagte der Vize-Kommandeur der NATO-Truppen in Afghanistan, Nick Carter, dem «Guardian». Dieser Umstand hätte für eine Friedenslösung genutzt werden können.

Ärger wegen Fahne

Kürzlich hatten die Taliban im Golfemirat Katar ein Verbindungsbüro eröffnet, um Verhandlungen mit der US-Regierung aufzunehmen. Dass sie dabei die Bezeichnung «Islamisches Emirat Afghanistan», den offiziellen Namen des Staats während der Taliban-Herrschaft von 1996 bis 2001, verwendeten und ihre damalige Flagge hissten, hatte Karsai erbost. Bereits anberaumte Gespräche mussten wieder abgesagt werden.

Auf Betreiben der USA wurden die umstrittenen Hoheitszeichen, die dem Büro in Doha den Anschein der Vertretung einer Exil-Regierung gaben, wieder entfernt. Am Dienstag bekräftigten US-Präsident Barack Obama und Karsai dann öffentlich ihre Unterstützung von Gesprächen mit den Taliban.

Die USA und ihre Verbündeten wollen kommendes Jahr alle Kampftruppen aus Afghanistan abziehen. Es besteht die Sorge, dass dann der Konflikt weiter eskaliert und Afghanistan erneut im Bürgerkrieg versinkt.

Nächster Artikel