Auf der Zielgeraden vor der britischen Parlamentswahl am Donnerstag haben sich die Hauptkontrahenten kämpferisch gezeigt. Wahlforscher prophezeien eine Patt-Situation.
Er werde «keine Niederlage tolerieren», sagte Ed Miliband von der oppositionellen Labour Party am Mittwoch der BBC. «Ich werde immer das Land voranstellen und tun, was ich kann, um eine starke und stabile Regierung zu liefern», sagte Premierminister David Cameron von den konservativen Tories dem Sender.
Auch in den letzten Umfragen lagen Labour und Tories mit 33 beziehungsweise 34 Prozent Kopf an Kopf. Damit würden beide Parteien im 650 Sitze zählenden Parlament die absolute Mehrheit verfehlen und wären auf einen Koalitionspartner angewiesen.
Experten schliessen eine wochenlange Hängepartie nicht aus. Und das Ergebnis werde «nicht so stabil sein wie die letzte Regierung», mutmasste Politologe Tony Travers von der London School of Economics.
Wer wird Königsmacher?
Wahrscheinlichster Koalitionspartner von Camerons Tories sind die Liberaldemokraten von Nick Clegg, die seit 2010 als Juniorpartner in der Regierung sitzen. Clegg warb am Mittwoch bei einem Besuch in einem Kindergarten um Stimmen, seine Partei liegt in Umfragen bei acht Prozent. Doch für eine Fortsetzung der Koalition müsste Clegg seinen heftig umkämpften Wahlkreis in Sheffield in Nordengland unbedingt verteidigen.
Sicher scheint, dass die nach Unabhängigkeit strebende Schottische Nationalpartei (SNP) Labour in Schottland als stärkste Kraft verdrängen wird – und damit in London zum Königsmacher werden könnte. Parteichefin Nicola Sturgeon will Cameron unbedingt verhindern. Als ihr wahres politisches Ziel gilt aber die Abspaltung Schottlands vom Königreich.
Versprochenes EU-Referendum
Bleibt Cameron im Amt, droht ein Austritt ganz Grossbritanniens aus der EU. Darüber will der Tories-Chef sein Volk in zwei Jahren abstimmen lassen. EU-Chefdiplomatin Federica Mogherini gab sich am Mittwoch bei einem Besuch in Peking zuversichtlich, die Briten «werden EU-Mitglied bleiben». Das sei schliesslich im ureigenen britischen Interesse.
Mit dem Referendums-Versprechen will Cameron die vielen EU-Gegner auf der Insel einfangen. Deren Sammelbecken, die europafeindliche UK Independence Party (Ukip), warf nur zwei Tage vor der Wahl eines ihrer Mitglieder raus. Robert Blay war von dem «Daily Mirror» dabei gefilmt worden, wie er seinen Tories-Rivalen im südenglischen Wahlkreis North East Hampshire, Ranil Jayawardena, bedrohte und als nicht britisch genug bezeichnete.
Sollte Jayawardena einmal Grossbritanniens erster asiatischstämmiger Premierminister werden, werde er «diesem Typen persönlich eine Kugel zwischen die Augen» schiessen, sagte Blay in dem Video. Ein Ukip-Sprecher bezeichnete Blays Äusserungen als «abscheulich». Blays Parteimitgliedschaft sei sofort suspendiert worden.
Die Partei des Ex-Europaabgeordneten Nigel Farage liegt in Umfragen bei 14 Prozent. Doch gilt es als unwahrscheinlich, dass sie am Donnerstag mehr als eine Handvoll Mandate erobern wird.
Ergebnis am Freitag erwartet
Die Wahllokale öffnen um 06.00 Ortszeit (08.00 Uhr MESZ) und schliessen um 21 Uhr Ortszeit (23.00 Uhr MESZ). Direkt im Anschluss werden die Nachwahlbefragungen veröffentlicht. Erste Auszählungsergebnisse werden ab Mitternacht erwartet, das Endergebnis soll am Freitagnachmittag verkündet werden.