Treicheln, Fans und ein Bundesrat: Fabian Cancellara ist nach seinem Sieg im Zeitfahren im House of Switzerland frenetisch empfangen worden. Gold ist für ihn wie ein Oscar vor dem Karriereende.
Als Erster empfing Bundesrat Guy Parmelin den ersten Goldmedaillengewinner dieser Spiele vor dem Schweizer Haus. Der Sportminister war bereits im Ziel als euphorischer Cancellara-Fan herausgestochen. Auf Twitter machte ein Video die Runde, das ihn beim Fahnenschwenken mit vollem Körpereinsatz zeigt.
Was genau die beiden besprachen, bleibt ihr Geheimnis. Später – nachdem sich Cancellara unter Treichelklängen und tosendem Applaus durch Fans und Biltzlichtgewitter gekämpft hatte – sprach er auch zu Fans und Journalisten. Der Regen in Rio de Janeiro habe ihn nicht wirklich gestört, sagte der Berner. Er habe das Risiko gut kalkuliert und immer gewusst, dass die Strasse trocknen werde. Einzig die zweite Abfahrt sei ziemlich nass gewesen.
Der Moderator attestierte dem 35-Jährigen, ein perfekter Drehbuchautor zu sein: nochmals Gold als letzter Höhepunkt vor dem Karriereende. Tatsächlich hätte er sich das nie träumen lassen, sagte Cancellara, «es ist wie ein Oscar für mich». Und das, obwohl er ziemlich müde in den Tag gestartet war.
Jetzt ist er vor allem froh, «als gesunder Athlet in Sportlerpension gehen zu können». In diesen letzten Rennen habe er nochmals alles gegeben – 90 Prozent reichten mit 35 nicht mehr. Seine Taktik ging auf und war auch für die Zuschauer attraktiv. Fan Nummer 1 Guy Parmelin sprach jedenfalls von vielen Emotionen: «Es war sehr spannend.»
Vor dem Start hatte Cancellara von Trainer Luca Guercilena ein SMS erhalten, in dem er den Athleten anspornte, alles zu geben – weil das Morgen nicht existiere und sich alles um das Heute drehe. Diese Worte hätten noch den letzten Schub gegeben, um die Bestleistung für den Sieg abzurufen, sagte Cancellara.
Im Vergleich zum letzten Gold vor acht Jahren in Peking hat er Rio allerdings ganz anders erlebt: «Alles findet zum letzten Mal statt, das ist ein völlig anderes Gedankenspiel.»
Nun freut er sich unter anderem auf ungesundes Essen: «Ich habe in den letzten Monaten auf vieles verzichtet.»