In der Super League steckt der FC Zürich im Abstiegskampf. Im Cup spielte er am Mittwoch auswärts gegen den FC Sion um den Finaleinzug. Präsident Ancillo Canepa zur Lage in seinem Klub, zu einer Situation zwischen Hoffen und Bangen.
Ancillo Canepa (62) sitzt im Besprechungszimmer seines Büros am Zürcher Schanzengraben. An der Wand vor sich sieht der Präsident des FC Zürich Diplome für die Meistertitel 2007 und 2009. Daneben hängt ein Wimpel mit allen Unterschriften der Spieler von Real Madrid. Gegen die Königlichen hat der FCZ im September 2009 in der Champions League gespielt.
Hinter Canepa sind Trikots der früheren Meisterspieler Gökhan Inler und Raffael künstlerisch verarbeitet und stilvoll an die Wand gehängt. Es sind Erinnerungsstücke aus einer besseren FCZ-Zeit. Aus der Vergangenheit.
Der negative Kreislauf hält an
Seit rund fünf Jahren ist der FC Zürich in einem negativen Kreislauf gefangen. Die Höhepunkte wurden selten. Kurze Hochs wurden abgelöst von Phasen der Krise und Depression. Dennoch sagt Canepa im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda: «Andere Vereine wären froh, könnten sie die gleichen Erfolge aufweisen wie wir in den letzten zehn Jahren.»
FC Luzern–FC Lugano, 19.00 Uhr
FC Sion–FC Zürich, 20.45 Uhr
Ein Erfolg aber winkt dem FCZ auch in dieser schwierigen Situation. Gewinnt er am Mittwoch den Cup-Halbfinal in Sitten, trennt ihn noch ein Sieg von der vierten Trophäe in der Ära Canepa. «Der Cupsieger kommt direkt in die Gruppenphase der Europa League, das ist viel Geld wert», so der Zürcher. «Vor zwei Jahren haben wir so Einnahmen generiert, dank derer wir das strukturelle Defizit zum grossen Teil abdecken konnten.»
Solche Rechnungen sorgen dafür, dass Canepa mehr Gedanken verschwendet an den Cup-Halbfinal als an den Abstiegskampf in der Super League. «Ich bin zu 100 Prozent überzeugt, dass wir da unten wegkommen. Denn ich sehe die Stärke der Mannschaft. Sie ist einfach zu gut für diesen Tabellenplatz. Ich sehe auch das Klima im Team und die Arbeit des Trainers. Es herrscht Ruhe im Klub.»
Canepas schwierigste Situation als FCZ-Präsident
In den letzten Monaten habe der Klub wichtige personelle Änderungen im Umfeld der Mannschaft vorgenommen. Ein neuer Trainer ist gekommen, zuvor schon ein neuer Konditionstrainer, «weil uns die mangelnde Fitness in der letzten Saison in vielen Spielen insgesamt 20 Punkte gekostet hat», so Canepa. Jetzt aber sei die Mannschaft auf einem guten Weg. «Die taktische Marschroute stimmt. Die letzten drei, vier Spiele waren nicht so schlecht, wie sie in den Medien dargestellt wurden.»
Canepa bleibt optimistisch. Zweifel an seiner Rolle kommen ihm auch in dieser «schwierigsten sportlichen Situation seit ich Präsident bin» nicht. «Aufgeben? Nein! Das wäre nicht meinem Charakter entsprechend. Das heisst nicht, dass ich meine Aktien mit ins Grab nehmen werde. Irgendwann wird es auch im FCZ einen Wechsel geben. Aber ich habe keine Absichten, mich kurz- oder mittelfristig zurückzuziehen.»
Die Erfolgslosigkeit in der Meisterschaft, eingefangen nach der 0:1-Niederlage in der 22. Runde gegen die Young Boys. (Bild: Keystone/ENNIO LEANZA)