Nach dem Canyoning-Unglück vom Sonntag, bei dem zwei junge Menschen ums Leben kamen, hat die Staatsanwaltschaft St. Gallen eine Strafuntersuchung eingeleitet. Die Prüfung des Vorwurfs der fahrlässigen Tötung richtet sich nicht gegen bestimmte Personen.
Dies teilte die St. Galler Polizei am Montag in einem Communiqué mit. Wie bei solchen tragischen Unfällen üblich, würden neben den Beteiligten auch Sachverständige befragt, um die Unfallursache zu eruieren. Die Abklärungen dürften einige Zeit in Anspruch nehmen.
Gemäss der Polizei liegen im Moment noch keine weiterführenden Informationen vor. Bekannt ist, dass sich zum Unglückszeitpunkt zwei Gruppen in der Fallenbach-Schlucht befanden. Sie waren mit zwei verschiedenen Schweizer Veranstaltern unterwegs und bestanden aus je einem Guide und sechs respektive vier Teilnehmern.
Die kleinere Gruppe alarmierte nach dem Wetterumsturz während des Ansteigens des Wassers Stefan Fischer, den Chef der Firma Fischer Adventures, und gleichzeitig die Rettungsflugwacht (Rega). Fischer konnte zusammen mit Helfern seine Gruppe selbstständig aus der Schlucht in Sicherheit bringen, wie er am Montag erklärte.
Er, Fischer, habe den Flughelfern der Rega gesagt, seine Gruppe brauche keine Hilfe. Aber weiter oben in der Schlucht befinde sich eine zweite Gruppe. Diese selbst habe keinen Alarm schlagen können, weil sie keinen Handy-Empfang gehabt habe.
Zwei Tote
Die Rega-Crew erblickte beim Suchflug die zweite Gruppe, die sich weiter oben in der Schlucht befand, und konnte mit einer Seilwinde fünf Canyoning-Teilnehmer aus ihrer Notsituation retten. Drei von ihnen mussten leicht verletzt in ein Spital eingeliefert werden.
Zwei Personen, eine deutsche Teilnehmerin und ein schweizerisch-belgischer Gruppenführer, wurden von Mitgliedern des Schweizer Alpen-Clubs (SAC) Stunden später tot aufgefunden.
Veranstalter: „Kein Starkregen“
Stefan Fischer ist seit 22 Jahren im Canyoning tätig. In diesen 22 Jahren habe er noch nie erlebt, dass der Fallenbach in Amden derart schnell so kräftig anstieg, sagte er an einer Medienkonferenz. Als die Gruppen in den Bach stiegen, habe es kaum geregnet, und die Daten der Meteorologen hätten keinen Starkregen erahnen lassen.
Beide Gruppen seien gut vorbereitet und mit erfahrenen, gut ausgebildeten Gruppenführern in den Bach gestiegen. Fischer nimmt an, dass im kalkigen Untergrund der Schluch eine grosse Menge Wasser einen unterirdischen Weg in den Fallenbach fand und so dessen Pegel ansteigen liess. Geologen würden dies untersuchen.
Hanspeter Krüsi, Sprecher der St. Galler Kantonspolizei, bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur sda, dass auch solche Untersuchungen gemacht werden.