Unbegleitete minderjährige Asylsuchende (UMA) brauchen eine umfassendere Betreuung. Das fordert die Hilfsorganisation Caritas. Der Bund soll deshalb die Beiträge für diese Gruppe von Flüchtlingen verdoppeln.
Während volljährige Asylsuchende viele Arbeiten in Heimen wie Kochen, Einkaufen oder Putzen selbständig erledigen können, seien minderjährige Flüchtlinge stärker auf die Unterstützung von geschultem Personal abhängig, sagte Martin Flügel, Leiter Politik und Public Affairs von Caritas, an der Medienkonferenz vom Dienstag gegenüber der Nachrichtenagentur sda.
Laut Caritas ist derzeit die Betreuung dieser Flüchtlingsgruppe in der Schweiz unzureichend. Auch beim Verfahren stellt sie massive Mängel fest. Unter anderem müssten sich diese Kinder und Jugendlichen oft Befragungen der Behörden stellen, ohne genügend über das Asylverfahren, über die gesetzlich vorgeschriebene Vertrauensperson oder ihre Rechte informiert zu sein.
Meist würden die Erstbefragungen sogar gänzlich ohne vorgängige Beratung und ohne Vertrauensperson stattfinden. Das könne sich negativ auf den Entscheid auswirken, sagte Isabelle Müller von der Rechtsberatungsstelle Caritas Schweiz.
Jährlich über 212 Millionen
Viele dieser Missstände haben laut Caritas damit zu tun, dass nicht genügend Geld zur Verfügung stehe. Deshalb soll der Bund diese Gruppe von Flüchtlingen finanziell stärker unterstützen. Konkret schlägt Caritas vor, die Sonderpauschale für UMAs von 50 auf 100 Franken pro Tag zu verdoppeln.
Bei aktuell rund 5800 ohne Eltern in der Schweiz lebenden minderjährigen Flüchtlingen würde das die jährlichen Auslagen vom Bund auf rund 212 Millionen Franken verdoppeln. Zudem soll er die einmalig ausgerichtete Integrationspauschale von 6000 auf 12’000 Franken verdoppeln und sich an den Kosten für Berufsvorbereitungskurse und Begleitmassnahmen beteiligen, fordert die Organisation.
Von den Kantonen fordert Caritas ebenfalls ein stärkeres finanzielles Engagement. Wie für alle anderen Kinder in Heimen sollen auch für UMAs die gleichen Ausgaben in die Budgetposten für Bildung und Soziales eingerechnet werden.
Eine Alternative zu diesen Mehrkosten gibt es laut Caritas nicht. Denn wenn diesen minderjährigen Flüchtlingen der Weg in die Selbständigkeit nicht gelinge, würden noch höhere Kosten entstehen, argumentiert das Hilfswerk.
Politische Vorstösse
In dem am Dienstag veröffentlichten Positionspapier «Kinder brauchen Geborgenheit und Ausbildung» legt Caritas dar, wie der Umgang mit UMAs verbessert werden soll. Unter anderem soll die Betreuung durch sozialpädagogisch geschultes Personal sowie eine Bezugsperson gewährleistet sein.
Zudem sollen UMAs ins schweizerische Bildungssystem aufgenommen werden. Laut Hugo Fasel, Direktor von Caritas Schweiz, können die meisten dieser Flüchtlinge wegen der instabilen Lage nicht mehr in ihre Herkunftsländern zurück. Es sei sehr wahrscheinlich, dass diese Menschen in der Schweiz bleiben und sich hier eine Existenz aufbauen würden.
Die Nationalräte Balthasar Glättli (Grüne/ZH) und Jacques-André Maire (SP/NE) sowie Nationalrätin Silvia Schenker (SP/BS) werden gemäss Caritas verschiedene dieser Forderungen im Parlament zur Sprache bringen.
So will sich Schenker etwa für eine Verdoppelung der Beiträge vom Bund stark machen. Glättli wiederum will die Relevanz der Erstgespräche mit den UMAs auf den Entscheid des Asylgesuchs auf nationaler Ebene diskutieren, während Maire sich für eine bessere Bildung der UMAs einsetzen will.