Das Hilfswerk Caritas kritisiert den Schweizer Umgang mit Kinderflüchtlingen. Vor allem in den Verfahren gebe es offenkundige Missstände und gravierende kantonale Unterschiede. Das soll sich ändern.
Weil Kinderflüchtlinge ohne ihre Eltern bei uns leben, komme den staatlichen Institutionen eine besonders verantwortungsvolle Rolle zu, schreibt das Hilfswerk in einer Mitteilung vom Dienstag.
Besonders beim Verfahren stellt Caritas massive Mängel fest. So müssten sich Flüchtlingskinder oft Befragungen der Behörden stellen, ohne genügend über das Asylverfahren, über die gesetzlich vorgeschriebene Vertrauensperson oder ihre Rechte informiert zu sein.
Meist würden die Erstbefragungen sogar gänzlich ohne vorgängige Beratung und ohne Vertrauensperson stattfinden. Mit zweifelhaften Methoden der Altersbestimmung komme es auch immer wieder vor, dass Minderjährige zu Volljährigen gemacht würden, um so die Garantien der Kinderrechtskonvention auszuhebeln. Verbesserungen seien dringlich, heisst es.
In einem am Dienstag veröffentlichten Positionspapier «Kinder brauchen Geborgenheit und Ausbildung» legt Caritas nun dar, wie ein menschen- und situationsgerechter Umgang mit Kinderflüchtlingen ihrer Meinung nach gestaltet werden muss.
Die Nationalräte Balthasar Glättli und Jacques-André Maire sowie Nationalrätin Silvia Schenker werden die verschiedenen Postulate im Parlament zur Sprache bringen, wie es in der Mitteilung heisst.
Grosse kantonale Unterschiede
Laut Caritas bestehen nach wie vor deutliche Unterschiede zwischen den Kantonen. In einigen Kantonen seien beispielsweise die Unterkünfte sehr gross. Dort fehle es meist an sozialpädagogischen Konzepten und geschultem Personal, um eine angemessene Betreuung zu gewähren.
Aber auch in Bezug auf Schule und Ausbildung gebe es heute kaum eine systematische Herangehensweise. Grundsätzlich gelte für alle Kinderflüchtlinge unter 16 Jahren die obligatorische Schulpflicht. Wie rasch die Kinder aber wirklich Unterricht erhalten, sei je nach Kanton verschieden.
Kinder, die älter als 16 Jahre sind, würden zudem nur noch über Sprachkurse oder Zentrumsschule die Grundkenntnisse erlernen. Dort fehle es fast durchgehend am notwendigen Personal. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinderflüchtlinge in der Schweiz bleiben, sei aber hoch. Deshalb sollen sie ins schweizerische Bildungssystem aufgenommen werden, fordert die Hilfsorganisation.