Carla del Ponte sagt im Zigarettenschmuggel-Prozess aus

Im Prozess zur Zigarettenschmuggel-Affäre vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona hat am Montag die ehemalige Tessiner Staatsanwältin Carla del Ponte als Zeugin ausgesagt. Sie sollte Hinweise zur Rolle eines angeklagten Tessiner Wechselstuben-Besitzers im Verfahren geben.

Die ehemalige Tessiner Staatsanwältin Carla del Ponte nach den Anhörungen in Bellinzona (Bild: sda)

Im Prozess zur Zigarettenschmuggel-Affäre vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona hat am Montag die ehemalige Tessiner Staatsanwältin Carla del Ponte als Zeugin ausgesagt. Sie sollte Hinweise zur Rolle eines angeklagten Tessiner Wechselstuben-Besitzers im Verfahren geben.

Del Ponte, die von der Bundesanwaltschaft (BA) neu als Zeugin zum Prozess hinzugezogen wurde, gab an, in ihrer früheren Funktion als Tessiner Staatsanwältin und Untersuchungsrichterin mehrfach mit dem Angeklagten zu tun gehabt zu haben. Sie erinnerte sich, dass der Devisenhändler durch den Zigarettenschmuggel viel Geld verdient habe.

Jedoch sei seine Buchhaltung immer einwandfrei gewesen. Hinweise darauf, dass es sich bei den von ihm verwalteten Geldern auch um „schmutziges Geld“, sprich Einnahmen aus Drogenhandel des organisierten Verbrechens, gehandelt haben könnte, hätten ihr nicht vorgelegen. Sie sei immer davon ausgegangen, dass der 76-Jährige in solche Geschäfte nicht hineingezogen werden wollte.

Del Ponte weist Gerüchte zurück

Eine Bemerkung, die sie im Jahr 2007 intern zum Untersuchungsrichter des Bundes gemacht haben soll – nämlich dass sie den Angeklagten für einen schlauen Fuchs hielt, der sich nur nichts nachweisen liess – wollte sie nicht bestätigen. „Hätten wir einen konkreten Verdacht gehabt, hätten wir Ermittlungen aufgenommen“, betonte sie.

Angebliche Zeugenaussagen, wonach sie mit dem Angeklagten in Lugano früher gefeiert und Alkohol getrunken habe, wies sie als absurd zurück. Die BA hatte bei dieser Frage auf einen Bericht der Handelszeitung vom vergangenen August hingewiesen.

Dafür bestätigte die Juristin, dem angeklagten Wechselstuben-Besitzer in früheren Verhören mitgeteilt zu haben, dass Zigarettenschmuggel in der Schweiz zum damaligen Zeitpunkt nicht strafbar war.

Camorra und Sacra Corona Unita

Acht Männer und eine Frau sollen Teil einer internationalen Bande sein, die zwischen 1996 und 2000 über 215 Millionen Stangen Zigaretten via Montenegro nach Italien schmuggelte.

Nach Angaben der BA wurden diese Geschäfte und der Warentransport von der neapolitanischen Camorra und der apulischen Sacra Corona Unita kontrolliert. Die Clans wuschen über den Zigarettenschmuggel ihre illegal erworbenen Gelder. Finanzielle Drehscheibe war dabei die Schweiz.

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