Der republikanische Präsidentschaftsbewerber Ben Carson hat mit umstrittenen Äusserungen zum Holocaust in den USA für Schlagzeilen gesorgt. Zuvor war er bereits mit einem Kommentar über die Unmöglichkeit eines muslimischen US-Präsidenten in die Kritik geraten.
In einem Interview des Senders CNN vertrat Carson mit Blick auf die Ermordung von sechs Millionen Juden während der Nazi-Herrschaft die Auffassung, das Ausmass des Völkermordes wäre kleiner gewesen, wenn die Bürger in Deutschland Waffen gehabt hätten.
Auf die Bitte des Interviewers Wolf Blitzer, diese These zu präzisieren, sagte der ehemalige Kinder-Neurochirurg am Donnerstag (Ortszeit): «Die Wahrscheinlichkeit, dass Hitler seine Ziele erreicht, wäre stark verringert worden, wenn die Menschen bewaffnet gewesen wären.»
Carson verwies auf sein Buch «A More Perfect Union», in dem er schreibt, die Bürger in Deutschland seien Ende der 1930er Jahre von der Regierung entwaffnet worden. «Es gibt einen Grund dafür, dass diese Diktatorentypen als erstes die Waffen wegnehmen», sagte der als äusserst konservativ geltende 64-Jährige.
Kritik kam von der Anti-Defamation League. Carsons Äusserungen seien historisch falsch, sagte der Leiter der Bürgerrechtsorganisation, Jonathan Greenblatt, nach einem Bericht des Senders ABC. «Die geringe Zahl persönlicher Schusswaffen, die den deutschen Juden 1938 zur Verfügung stand, hätte in keiner Weise die totalitäre Macht des deutschen Nazi-Staates aufhalten können», betonte er.
Carson hatte bereits zuvor mit seinen Ansichten für Aufsehen gesorgt. So hatte er erklärt, dass ein Muslim nicht US-Präsident werden könne. Nach heftiger Kritik hatte er diesen Kommentar dann relativiert.