Sie verzauberte die Welt mit ihrer unschuldigen Ausstrahlung – und schockte Amerika mit einem Ehebruch: Ingrid Bergman war Schwedens schillerndster Filmstar. Heute wäre sie 100 Jahre alt geworden.
«Wenn ich meine Mutter mit einem Wort beschreiben müsste, wäre es mit diesem: Charme», sagt Schauspielerin Isabella Rossellini in einem Film über ihre Mutter. Mit ihrem Charme wickelte die Schwedin Ingrid Bergman (1915-1982) in «Casablanca» alle um den Finger.
Ihr Auftritt an der Seite von Humphrey Bogart 1942 war der Beginn einer steilen Karriere, an deren Ende Bergman drei Oscars im Regal stehen hatte. Aber sie hatte auch genauso viele gescheiterte Ehen hinter sich.
Filmisches Porträt «Ich bin Ingrid»
Auf dem Filmfestival in Cannes hatte in diesem Jahr eine Dokumentation über die Bergman Weltpremiere: «Jag är Ingrid» – «Ich bin Ingrid». Über zwei Stunden zeichnet der schwedische Regisseur Stig Björkman darin ein Porträt der Filmikone, das auf Briefen, Tagebüchern und privaten Filmen basiert.
Der Film erzählt die Geschichte einer modernen und unabhängigen Frau, für die klar ist: «Ich hatte nie die Absicht, in Schweden zu bleiben.» Dort ist sie bereits berühmt, als sie in die USA geht. Schon ihr erster US-Film «Intermezzo» (1939) macht sie auch in Amerika bekannt.
Karriereknick nach Skandal
Doch in Hollywood wird sie nicht glücklich. Sie langweilt sich – wohl auch in ihrer Ehe mit dem Schweden Petter Lindström. Sie sucht einen Ausweg – und findet den italienischen Regisseur Roberto Rossellini.
Dass sie von ihm schwanger wird und 1949 nicht nur Lindström, sondern auch Tochter Pia sitzen lässt, verzeihen ihr ihre Fans lange nicht. «Damals war das ein Schock, einen Mann und ein Kind zu verlassen», sagt Bergman, die mit Rossellini drei Kinder – Roberto und die Zwillinge Isabella und Isotta Ingrid – bekommt, später.
Comeback in Hollywood
Mit ihren Auftritten in Rossellinis Filmen kann die Schauspielerin nicht an ihren Erfolg anknüpfen. Sie schafft das Comeback in Hollywood erst nach der Trennung. Für «Anastasia» bekommt sie 1956 ihren zweiten Oscar. Bei der Preisverleihung ruft sie: «Ich bin glücklich, glücklich, glücklich.»
1957 wird die Ehe mit Rossellini geschieden. Ein Jahr danach heiratet Bergman den schwedischen Produzenten Lars Schmidt. Diese Ehe hält bis 1970.
Mit der Karriere geht es in den 1960er- und 1970er-Jahren wieder bergauf für Bergman. Für ihre Nebenrolle im Film «Mord im Orientexpress» (1974) hält sie noch einen Oscar in den Händen. In ihrem letzten grossen Film «Herbstsonate» (1978) spielt sie unter der Regie ihres Namensvetters und Landsmanns Ingmar Bergman.
Vier Jahre später, an ihrem 67. Geburtstag, stirbt die Schauspielerin nach langem Kampf an Brustkrebs.