Er war der Maler der Schweizer Alpen, Pionier der Hochgebirgsmalerei und einer der bedeutendsten Vorläufer der europäischen Romantik: Das Kunstmuseum Basel widmet dem Schweizer Landschaftsmaler Caspar Wolf (1735-1783) eine grosse Ausstellung.
126 Werke versammelt die am Freitag unter dem Titel «Caspar Wolf und die ästhetische Eroberung der Natur» vorgestellte Schau. Weitaus die meisten sind Gebirgslandschaften, die Wolf nach Exkursionen in die Alpen vorzugsweise des Berner Oberlands und der Zentralschweiz geschaffen hat. Hinzu kommen ein paar Werke von Zeitgenossen wie Philippe-Jacques de Loutherbourg d. J., bei dem Wolf in Paris gelernt hatte, Hubert Robert oder François Boucher.
Caspar Wolf stehe in der Kunstgeschichte für einen entscheidenden Wendepunkt in der Auffassung der Alpen, sagte Kurator Bodo Brinkmann vor den Medien. So begab er sich an wissenschaftlich, touristisch oder künstlerisch noch unbekannt Orte. Und für das Gesehene fand er eine neue Bildform, deretwegen er auch «Vorromantiker» genannt wurde.
Expeditionen ins Unbekannte
Wolf war 1735 in verarmten Verhältnissen in Muri im Aargau geboren worden. Nach Lehre und Gesellenjahren in Süddeutschland kehrte er nach Muri zurück, verliess dieses aber bald wieder und gelangte über Basel nach Paris. Dort arbeitete er im Atelier von Philippe-Jacques de Loutherbourg und lernte die französische Landschaftsmalerei kennen.
Zurück in der Schweiz begegnete Wolf dem Berner Verleger Abraham Wagner. Dieser hatte sich der wissenschaftlichen Erschliessung der Alpen verschrieben. Für sein Projekt einer Publikation über die Schweizer Alpen hatte er als Autor den Berner Pfarrer und Naturforscher Jacob Samuel Wyttenbach engagiert. Wolf übernahm den Bildteil.
Von 1773 bis 1779 unternahmen die drei Männer ausgedehnte Touren in teils nur schwer erreichbare Bergregionen. Wolf fertigte vor Ort Studien an. Daraus entstanden im Atelier dann gegen 200 Gemälde von Bergpartien, Wasserfällen, Gletschern, Höhlen, Brücken und anderem, von denen ein grosser Teil nun in Basel zu sehen ist.
Auch dokumentarisch reizvoll
Die Ausstellung ist nach inhaltlichen Gemeinsamkeiten der Werke gegliedert. Brinkmann und Co-Kuratorin Katharina Georgi stellten etwa Gegensatzpaare zusammen, aber auch Panoramaansichten oder Darstellungen von Eis, Wasserfällen, Wetterextremen, Brücken und Höhlen. Ein Saal ist den Einflüssen im Schaffen Wolfs gewidmet.
Neben den künstlerischen geben dokumentarische Aspekte der Ausstellung einen zusätzlichen Reiz: Die – damals noch anwachsenden – Grindelwald- oder Rhonegletscher etwa haben wir laut Brinkmann nie so gesehen, wie sie Wolf gemalt hat. Zu einigen Gemälden hat das Kunstmuseum auch die heutige Situation fotografisch festgehalten.
Wolf geriet nach dem Tod seines Verlegers und seinem eigenen Tod in Vergessenheit. Wiederentdeckt wurden seine Alpenlandschaften erst 1939 in einem holländischen Bestand vom Kunsthistoriker Willi Raeber.
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Die Ausstellung in Basel dauert vom Sonntag bis zum 1. Februar 2015. Parallel dazu zeigt das Kupferstichkabinett des Kunstmuseums Zeichnungen und Grafik von Wolf. Mehr Infos auf der Seite des Kunstmuseums.