Zehn Modelabels aus Kleinbasel rockten am Catwalk das Trottoir der Feldbergstrasse. Das hatte sehr viel Charme. Auch wenn irgendwann die Luft raus war.
Um Schlag sieben nach sieben kam das Unwetter und es regnete Schusterjungs auf die Feldbergstrasse. Zwischen Johanniterbrücke und Klybeckstrasse waren die Troittors dicht mit Menschen gesäumt, die rückten jetzt im Gleichschritt in die Häuserwände. Hätte man nicht besser planen können! Zehn Minuten später gab das Wetter wieder Ruhe, die Luft wurde angenehm frisch und die Grazien hatten freien Lauf – Start für den «Catwalk in Public Space» von knapp zehn Modelabels und -shops, fast alle aus dem Kleinbasel.
Zuvorderst marschierte das Sechsergrüppchen von Riviera. Die hattens nicht weit, ihr Store liegt in der Feldbergstrasse. Vorne weg eine Lady mit unschlagbarer Sonnenbrille und seidenen Hotpants. Ihren Catwalk legte sie hin, ohne mit der Wimper zu zucken – bizarr genug: Die Glamourgäste der Art waren längst weit weg, die Stimmung entspannt und das Publikum zu 90 Prozent aus der weiteren Nachbarschaft. Nur manchmal rauschten noch schwarze VIP-Schlitten durch die Strasse. Am Ende des Rivieratrosses lief ein Mann mit Ghettoblaster auf einem Rollkoffer, daraus kam blecherne Loungemusik und eine moderierende Frauenstimme. Bald hatte sie Freude an den Rivieras, denn die legten ein Tänzchen hin.
Heisser Tag? Ach wo. Wolle ist angesagt.
Das Label Lu aus Bern trat auf. Weil Donnerstag der bis jetzt heisseste Tag war, kam für den Auftritt nur ein Motto in Frage: «Winter is coming soon». Jedes Model trug einen gestrickten Wollpulli, die allerdings nur teilweise für den Winter geeignet waren: Die reduzierteste Variante war ein pinkes, dick gestricktes Wolltop mit dünnen Trägern, vorne drauf ein Smiley. Wen wundert’s? Man muss mit der Zeit gehen, immerhin war auf Jahreszeiten zuletzt wenig Verlass.
Seien wir ehrlich, jeder wird an diesem Abend sein Lieblingsmodel gekürt haben. Oder mehrere. Zum Beispiel bei K-Pony. Feen schwebten da vorbei, zu denen auch Mittelhochgewachsene weit aufschauen konnten. Jedes trug ein Krönchen und darunter diesen unbeteiligt unerreichbaren Modelblick. Woher kommen sie? Wohin gehen sie? An der anschliessenden Party in der Lady Bar wäre das herauszufinden gewesen (der Reporter wurde jedoch zum Schreiben verdonnert). Ein pikanter Entwurf: Der Mann mit dem Ghettoblaster trug in dieser Truppe ein schwarzes Baseballcap, von dessen Schirm ein klimpernder Vorhang aus Metalltropfen herabhing. Scheinbar konnte er aber was sehen: Den Grazien folgte er so gut, wie jeder es getan hätte.
Apropos schwarz. Das Label Stephage kam ganz und gar in dieser Farbe. Die Models selbst waren punkig und trugen zm Teil Rastas, ein grünen Haarschopf gab es auch. Über ihren Köpfen schwenkten sie schwarze Fahnen: Das wären frische Outfits für Antifademos. Fresh!
Mit dem dritten Auge
Unser Universalhandwerker vom Unternehmen Mitte war auch dabei. Am selben Tag war er auf Arbeit noch in einem T-Shirt mit der Aufschrift «Craftsman» zu sehen, nun steckte er in bunt karierter Hose und einem Hemd mit zwei verschiedenen Rosenmustern. We like! Und hoffen, dass er auch heute im Büro so auftaucht. Ach ja, und bitte auch mit dem dritten Auge, das seine Clique auf die Stirn geschminkt hatte – Craftsman, wir fragen dich auch weiterhin um Rat!
Marinsel bot klassische Hipsterstyles (ebenfalls aus der Feldbergstrasse). Cool! Überhaupt war der ganze Catwalk sehr lässig. Und wie das so ist mit der Lässigkeit, war nach einer Stunde – die Cliquen catwalkten unentwegt die Feldbergstrasse auf und nieder – ein wenig die Luft raus. Macht ja nichts. Schön wars! Möge die Party gerauscht und ein jeder von Grazien geträumt haben.