CERN entwickelt Pläne für 100-Kilometer-Tunnel

Kaum ist das Higgs-Teilchen entdeckt, fasst das Teilchenforschungsinstitut CERN bei Genf schon den nächsten, noch grösseren Riesentunnel ins Auge: Es lanciert nächste Woche eine Machbarkeitsstudie für einen 80 bis 100 Kilometer langen Beschleunigerring.

Blick auf den Large Hadron Collider (LHC) am Cern (Symbolbild) (Bild: sda)

Kaum ist das Higgs-Teilchen entdeckt, fasst das Teilchenforschungsinstitut CERN bei Genf schon den nächsten, noch grösseren Riesentunnel ins Auge: Es lanciert nächste Woche eine Machbarkeitsstudie für einen 80 bis 100 Kilometer langen Beschleunigerring.

Dies teilte das CERN am Donnerstag mit. Mit diesem Projekt hoffen die Teilchenphysiker, nicht nur mehr über das Higgs-Boson herauszufinden, das das Standardmodell der bekannten Materie vervollständigt.

Sie möchten zudem das Geheimnis der restlichen 95 Prozent der Materie im Universum lüften, die aus der bislang unerklärten Dunklen Energie und Dunklen Materie bestehen.

Der neue Beschleunigerring unter Genf und Frankreich soll das möglich machen, indem er Protonen mit nie zuvor erreichten Energien von 100 Tera-Elektronenvolt (TeV) aufeinanderprallen lässt.

Der momentan zur Revision abgeschaltete Large Hadron Collider (LHC), der derzeit stärkste Teilchenbeschleuniger der Welt, soll nach seinem Neustart 2015 14 TeV erreichen.

Die Studie zum vorerst Future Circular Collider (FCC) (auf Deutsch: zukünftiger Ringbeschleuniger) genannten Projekt beginnt nächsten Mittwoch mit einem Treffen von 100 Teilchenphysikern aus aller Welt in Genf. Die Zeitungen «Tages-Anzeiger» und «Bund» hatten am Donnerstag über das Projekt berichtet.

Die FCC-Studie läuft parallel zu einer weiteren Machbarkeitsstudie für einen 80 Kilometer langen, aber geraden Beschleuniger ebenfalls am CERN. Auch Japan und die USA arbeiten an Plänen für einen neuen Linearbeschleuniger.

Die Studien sollen die Machbarkeit der Maschinen und ihre Kosten abschätzen und ein Konzept-Design erzeugen, das beim nächsten Europäischen Strategiemeeting zur Teilchenphysik in vier Jahren diskutiert werden soll.

Globales Unterfangen

«Die kommenden Resultate vom LHC werden entscheidend sein, um uns zu zeigen, welche Art von Beschleuniger die neuen Fragen am besten beantworten kann», erklärte CERN-Forschungsleiter Sergio Bertolucci. An dem Gigaprojekt soll die ganze Welt beteiligt sein.

«Ein solches Projekt kann kein Kontinent allein realisieren, es muss zwingend global angegangen werden», erklärte CERN-Sprecher Arnaud Marsollier auf Anfrage. Schon der 13 Jahre dauernde Bau des LHC kostete rund vier Milliarden Euro. Die Planung eines derart gewaltigen Projekts ist ein Generationenwerk.

Die Planung für den 2008 in Betrieb genommenen LHC begann in den 1980er Jahren – und er wird noch 25 Jahre weiter laufen. «Wir müssen heute beginnen, damit wir in ein paar Jahren die Entscheidungen treffen können», sagte der Leiter für Beschleuniger am CERN, Frédérick Bordry.

Zeit braucht es auch, um die für den Riesenbeschleuniger benötigten Technologien zu entwickeln. So existieren die extrem starken Magnete, die benötigt werden, um Teilchen auf so hohe Energien zu beschleunigen, noch nicht einmal als Prototypen.

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