Die Schweizer Ludovic Chammartin (60 kg) und Evelyne Tschopp (52 kg) wollen am Wochenende in den ersten Judo-Konkurrenzen in Rio de Janeiro als Aussenseiter verblüffen.
Chammartin will am Samstag bei seiner zweiten Olympia-Teilnahme nach London ein Auftakt-Out vermeiden. «2012 hatte ich mir vorgenommen, Olympia wie einen normalen Wettkampf zu nehmen. Eine Judo-Matte bleibt zwar eine Judo-Matte. Doch bei Olympia ist alles viel grösser. Wir haben auf einmal einen Arzt und Physiotherapeuten dabei. Und die Ränge waren in London mit bis zu 10’000 Zuschauern besetzt. Diesmal weiss ich, was mich erwartet. Mein vorrangiges Ziel ist es, mein bestes Judo zu zeigen. Damit ich mir anschliessend keine Vorwürfe machen muss», sagt der 31-jährige Freiburger.
Chammartin bekommt es zum Auftakt in den Sechzehntelfinals mit dem etwa ähnlich einzuschätzenden Ecuadorianer Lenin Preciado zu tun. Beide Judokas sind sogenannte Linkskämpfer. 2014 verlor Chammartin am Weltcup in San Salvador den Halbfinal gegen den nachmaligen Turniersieger Preciado, der ein Jahr später auch die panamerikanischen Meisterschaften gewann. Es war bislang das einzige Duell zwischen den beiden auf der World Tour.
Happiges Tableau für Tschopp
Eine grosse Herausforderung steht Evelyne Tschopp bevor. Sie trifft in den Sechzehntelfinals auf Priscilla Gneto. Die Französin gewann 2012 in London Olympia-Bronze und ist aktuelle EM-Zweite. An internationalen Topturnieren auf der World Tour erreichte Gneto schon 13 Podestplätze.
Das bislang einzige Aufeinandertreffen verlor Tschopp 2015 am Grand Slam in Tokio in den Achtelfinals. Bei einer erfolgreichen Revanche würde gar ein noch härterer Brocken auf die Baselbieterin warten, nämlich die Kosovarin Majlinda Kelmendi, die Welt- und Europameisterin der letzte zwei Jahre.
Die 25-jährige Tschopp hatte sich zwar erst Ende Mai ihren Olympia-Startplatz gesichert. Abgesehen von der happigen Auslosung besässe die EM-Fünfte zumindest statistisch gesehen die aussichtsreichste Erfolgsaussichten vom Schweizer Trio, das in Rio antritt. «Sie verzeichnete 50 Prozent Siege gegen die Top 8 der Welt, die in Rio am Start sind», betont Co-Nationaltrainer Ran Grünenfelder.
Bei «Olympia light» geglänzt
Der zweite Rang am prestigeträchtigen Grand-Slam-Event «Tournoi de Paris» von 2015 mit einem Sieg über die damalige Weltranglisten-Erste aus Rumänien war Tschopps bislang wertvollstes Abschneiden auf internationalem Topniveau. An der letzten EM hatte die Medizin-Studentin als Fünfte Edelmetall nur knapp verpasst. «Das würde ich nun bei Olympia gerne nachholen.»
Sowohl Tschopp als auch Chammartin verfügen über Erfahrungen bei «Olympia light». Chammartin gewann im Vorjahr Bronze an den Europäischen Spielen in Baku, die auch als EM gewertet wurden. Tschopp wurde ebenfalls im letzten Jahr Universiade-Dritte.