Die Turbulenzen beim Fahrdienst-Vermittler Uber vertreiben einen Hoffnungsträger aus der Chefetage: Jeff Jones, die Nummer zwei hinter Chef Travis Kalanick, verlässt das Unternehmen nach weniger als einem Jahr.
Der Top-Manager Jones, der auf dem Posten eines Präsidenten unter anderem für die Entwicklung von Mitfahrangeboten zuständig war, zeigte sich zum Abgang verärgert. «Es ist klar, dass die Überzeugungen und Ansätze, die meine Karriere bestimmt haben, nicht vereinbar sind mit dem, was ich bei Uber gesehen und erlebt habe», erklärte Jones dem Tech-Blog «Recode» am Sonntag (Ortszeit).
Er kam vom US-Handelsgiganten Target, wo er Marketingchef war, zum umstrittenen Fahrdienst-Vermittler, um den nach einer Reihe von Skandalen angeschlagenen Ruf der wachstumsstarken einstigen Startup-Firma wieder zu verbessern. Uber nannte am Sonntag keine Gründe für Jones‘ Weggang.
Abgangs-Reigen setzt sich fort
Allerdings könnte eine Rolle gespielt haben, dass Uber in diesem Monat die Stelle eines Chief Operating Officers (COO) ausgeschrieben hatte, der das Unternehmen zusammen mit Vorstandschef Kalanick leiten soll. Jones war bisher für einige Aufgaben eines COO zuständig gewesen und galt Beobachtern als die Nummer zwei bei Uber hinter Kalanick. «Wir möchten Jeff für seine sechs Monate beim Unternehmen danken und wünschen ihm alles Gute», erklärte ein Firmensprecher.
Jones‘ Abgang setzt eine Reihe von Spitzenmanagern fort, die das Unternehmen verlassen haben. Im vergangenen Monat wurde der hochrangige Technik-Experte Amit Singhal nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung bei seinem früheren Arbeitgeber Google gebeten, Uber zu verlassen. In diesem Monat stiegen der für Produkte und Wachstum zuständige Vizepräsident Ed Baker und der leitende Sicherheitsexperte Charlie Miller aus.
Der frühere US-Justizminister Eric Holder geht in einer firmeninternen Untersuchung Vorwürfen einer früheren Mitarbeiterin nach, Uber lasse sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz zu.
Vorwurf des Technologie-Diebstahls
Die Google-Schwesterfirma Waymo wirft Uber in einer Klage den Einsatz von Technologie vor, die ein ehemaliger Mitarbeiter gestohlen habe. Eine ehemalige Software-Entwicklerin beschrieb eine von Frauen-Diskriminierung geprägte Unternehmenskultur. Und Kalanick selbst geriet in die Kritik nach einem auf Video aufgezeichneten Streit mit einem Uber-Fahrer. Danach kündigte er an, einen Top-Manager für das Tagesgeschäft zu suchen.
Uber, ein Vermittler von Fahrdienstleistungen in Privatwagen, gilt in Geschäftsdingen als rücksichtslos und aggressiv. Seit seinem Start in Europa vor fünf Jahren läuft das traditionelle Taxi-Gewerbe in mehreren Ländern Sturm gegen die neue Konkurrenz, die zahlreichen Ländern mit juristischen Hindernissen zu kämpfen hat.