Die Modekette Charles Vögele ist im ersten Halbjahr 2012 tiefer in den roten Zahlen stecken geblieben als befürchtet. Zwar konnte das Unternehmen den Verlust auf 54 Mio. Fr. verkleinern, nachdem im Vorjahressemester Goodwill-Abschreiber für ein Defizit von 62 Mio. Fr. gesorgt hatten.
Aber nicht einmal mehr ohne die Abschreibungen verdient Charles Vögele operativ Geld. Das Betriebsergebnis vor Abschreibern und Amortisationen (EBITDA) fiel auf ein Minus von 22 Mio. Fr. nach einem Gewinn von 4 Mio. Fr. vor einem Jahr. Der Betriebsverlust (EBIT) belief sich auf 48 Mio. Fr. nach 60 Mio. Fr. im ersten Semester 2011.
Zudem schrumpfte der Umsatz um 7 Prozent auf 487 Mio. Franken. Vor allem in der Schweiz kauften sich die Leute weniger neue Kleider. Die Zurückhaltung der Konsumenten und der Einkaufstourismus als Folge des starken Schweizer Frankens bremsten den Absatz.
Nach einem aussergewöhnlich schwachen April zog Charles Vögele den Sommerschlussverkauf vor, was jedoch auf die Profitabilität drückte. In Deutschland sank der Umsatz in Euro um 2 Prozent. Dennoch habe man sich besser geschlagen als der gesamte Kleidermarkt, der um 6 Prozent schrumpfte.
Schlechter als befürchtet
In Zentral- und Osteuropa habe es grosse regionale Unterschiede gegeben. Polen, Slowenien und Österreich blieben hinter den Erwartungen. In Ungarn hingegen konnte Charles Vögele die Verkäufe konsolidieren.
Damit hat das Unternehmen deutlich schlechter abgeschlossen, als die Finanzgemeinde befürchtet hatte. Analysten hatten im Durchschnitt gemäss der Nachrichtenagentur AWP bei einem Umsatz von 497 Mio. Fr. einen Betriebsverlust (EBIT) von 28 Mio. Fr. und einen Reinverlust von 31,3 Mio. Fr. erwartet.
Immerhin habe Charles Vögele die Einführungsschwierigkeiten in der Logistik überwunden. Die Warenversorgung funktioniere seit Beginn des Jahres wieder einwandfrei, hiess es. Im letzten Jahr hatte Charles Vögele mit argen Lieferproblemen gekämpft. Dies führte dazu, dass Kleider zwar im Katalog angepriesen wurden, aber in den Läden nicht vorhanden waren.
Zudem habe man jetzt dank der Neuausrichtung der Organisation die Komplexität in der Beschaffung reduziert. Erste Erfolge werden im zweiten Halbjahr sichtbar sein, schreibt Charles Vögele.
Auf richtigem Weg
An den bisherigen Zielen hält das Unternehmen fest. Mit der Wiederausrichtung auf die Stammkundschaft im Alter ab 40 Jahren und den Verbesserungsmassnahmen will der Konzern im laufenden Jahr das Bluten stoppen. 2013 wolle man wieder schwarze Zahlen schreiben. Ab 2014 werde dann wieder ein Gewinn erwartet.
„Wir sind uns bewusst, dass Charles Vögele noch nicht über den Berg ist, aber wir sind auf dem richtigen Weg“, gab Firmenchef Frank Beeck in der Mitteilung bekannt.
Nach dem Ende der Zusammenarbeit mit den beiden Hollywood-Stars Penélope und Mónica Cruz sei nun auch das Engagement des deutschen Schauspielers Til Schweiger als Werbe-Ikone beendet worden. „Ziel des Unternehmens ist es, dass die Kundinnen und Kunden wieder erkennen, wofür Charles Vögele steht“, schreibt Beeck.