Am zweiten Tag in Folge sind Proteste gegen Polizeigewalt in Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina aus dem Ruder gelaufen. Durch Schüsse in der Menge wurde ein Mann lebensgefährlich verletzt. Die Polizei erklärt, sie habe nicht geschossen.
Am späten Mittwochabend gingen nach Medienberichten erneut hunderte Menschen auf die Strassen, um nach dem Tod eines Afroamerikaners durch Polizeischüsse zu protestieren. Nach kurzer Zeit eskalierte die Lage, es kam zu Zusammenstössen. Die Polizei setzte Tränengas ein, um die Demonstration aufzulösen.
Nach Polizeiangaben wurde ein Mann von einem anderen Zivilisten erschossen, berichtete der Sender CNN. Auch die Stadtverwaltung twitterte, die Polizei habe nicht geschossen. Entgegen ersten Berichten ist der angeschossener Demonstrant in der US-Stadt Charlotte doch nicht ums Leben gekommen.
Der Mann sei in kritischem Gesundheitszustand und an lebenserhaltende Systeme angeschlossen, twitterte die Stadtverwaltung in der Nacht zum Donnerstag und korrigierte damit eine eigene frühere Meldung.
Mindestens sieben Polizisten und ein Demonstrant wurden bei den neuen Zusammenstössen verletzt. Bei Protesten in der Nacht zuvor waren 16 Polizisten verletzt worden.
Bewaffnet oder nicht
Auslöser der Proteste und Unruhen waren tödliche Schüsse der Polizei auf einen Bewaffneten. Polizeichef Kerr Putney berichtete am Mittwoch, Polizisten hätten am Dienstag einen Verdächtigen gesucht. Dabei hätten sie auf einem Parkplatz einen Bewaffneten in einem Auto angetroffen und ihn mehrfach aufgefordert, auszusteigen.
Das habe er schliesslich getan, allerdings mit der Waffe. Er habe die Polizisten bedroht, daraufhin habe einer von ihnen geschossen. Der Schütze und der getötete 43-jährige Familienvater sind Afroamerikaner.
Anschliessende friedliche Proteste gegen das Vorgehen der Polizei seien durch einige aggressive Unruhestifter aufgestachelt worden und eskaliert. Später kam es auch zu Plünderungen und Brandstiftung.
Eine Reporterin veröffentlichte am Mittwoch ein Video der Schwester des Erschossenen. Sie sagt, ihr Bruder sei unbewaffnet gewesen. Er habe in seinem Auto ein Buch gelesen und auf seine Kinder gewartet, als die Polizei ihn erst mit einem Elektroschocker ausser Gefecht gesetzt und dann mit vier Schüssen getötet habe. Die Polizei widersprach dieser Darstellung.
Bürgermeisterin Jennifer Roberts rief die Stadt am Mittwoch zur Ruhe auf. Der Fall werde umfassend untersucht.