Chef der ehemaligen P-26-Geheimarmee gestorben

Oberst Efrem Cattelan, der Chef der ehemaligen geheimen Widerstandsorganisation P-26, ist tot. Der Berufsoffizier starb am vergangenen Montag im Basel im Alter von 82 Jahren. Die P-26 war 1990 vom Bundesrat aufgelöst worden.

Efrem Cattelan 1990 an einer Medienkonferenz in Bern (Archiv) (Bild: sda)

Oberst Efrem Cattelan, der Chef der ehemaligen geheimen Widerstandsorganisation P-26, ist tot. Der Berufsoffizier starb am vergangenen Montag im Basel im Alter von 82 Jahren. Die P-26 war 1990 vom Bundesrat aufgelöst worden.

Giorgio Lüthi, Gemeindepräsident von Cattelans Wohnort Münchenstein BL, bestätigte Meldungen von «Tages-Anzeiger», «Bund» und «Basler Zeitung» vom Samstag. Efrem Cattelan hatte das «Projekt 26» (P-26) ab 1979 unter dem Decknamen «Rico» geführt. Die «Weltwoche» hatte den Juristen Ende November 1990 enttarnt.

Das «Projekt 26» war eine während des Kalten Krieges ab 1979 aufgebaute geheime Kaderorganisation, die im Fall einer feindlichen Besetzung der Schweiz Widerstand aufbauen und leisten sollte. Ihr Chef war nur einem kleinen Kreis von Personen bekannt.

Finanziert wurde die von Armee und Verwaltung unabhängige P-26 aus verschiedenen Quellen – jedoch ausschliesslich aus Kreditrubriken des damaligen Eidgenössischen Militärdepartements. Bei der Auflösung hatte sie 400 Mitglieder, der Sollbestand betrug 800 Personen. Die P-26 verfügte über Waffen.

Akten unter Verschluss

Die Auflösung der P-26 bedeutete aber nicht die vollständige Offenlegung: 2009 entband der Bundesrat die Veteranen des geheimen Widerstandes im Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg zwar von ihrer Schweigepflicht. Sie durften sich aber nur über ihre Zugehörigkeit zu einer Gruppe und eigene Diensterlebnisse äussern.

Die Akten zur P-26 bleiben jedoch bis etwa ins Jahr 2040 unter Verschluss. Der Bundesrat wies in einer 2010 veröffentlichten Antwort auf eine Motion auf die gesetzliche Sperrfrist von 50 Jahren für besonders schützenswerte Personendaten hin.

Der nach seinem Auffliegen zunächst zum Schweigen verpflichtete Efrem Cattelan gab 2009 in Interviews, auf Podien und gegenüber Buchautoren im Rahmen der Schweige-Auflagen Auskunft über die P-26 und sein Doppelleben.

«Allem Anschein nach sehr durchschnittlich»

Cattelan führte eine Tarnfirma für Personal- und Kaderschulung – «allerdings auf einem anderen Gebiet als alle meinten», wie er in 2009 veröffentlichten Interviews mit «Tages-Anzeiger», «Bund» und «Basler Zeitung» sagte. Seine Frau habe er umgehend, seine Söhne nach der Rekrutenschule über seine geheime Tätigkeit informiert.

Sich selber bezeichnete Cattelan als «allem Anschein nach sehr durchschnittlichen Typen». Sonst hätte er nicht ein Jahrzehnt lang die P-26 leiten können «ohne dass die Nachbarschaft etwas merkt».

Die Schlussfolgerung der Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) EMD, dass bei der P-26 die Gefahr bestanden habe, dass sie sich selbst aktiviere, ohne Generalstabschef und ohne Bundesrat, wies Cattelan 2009 zurück.

«Wir hätten auf Beschlüsse einer rechtmässigen Regierung gewartet», stellte er klar. Sie hätte im Fall einer Besetzung anordnen müssen, ob die P-26 ausgeweitet werden, ob sie den Kampf aufnehmen oder wohin eine Exilregierung verlegt werden sollte. Auch einen Widerstandschef hätte die Regierung wählen müssen.

Nach Auffliegen auf Tauchstation

Nach seiner Enttarnung im November 1990 sei er ein paar Tage auf Tauchstation gegangen, berichtete Cattelan 2009. Danach sei er in der Gruppe für Ausbildung des EMD untergekommen. «Da blieb ich bis zur Pensionierung vor 15 Jahren.»

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