Der Chef der Postfinance, Hansruedi Köng, stellt Kleinsparern nochmals tiefere Zinsen und höhere Gebühren in Aussicht. Negativzinsen drohten ihnen aber nicht.
«Im Moment können wir das ausschliessen», sagte Köng im Interview mit dem SonntagsBlick. «Allerdings dürften die Zinsen auf Sparguthaben noch weiter sinken und die Gebühren steigen.» Das betreffe nicht nur Postfinance-, sondern sämtliche Bankkunden, hielt Köng fest. Im Quervergleich zahle die Post-Tochter immer noch «gute Zinsen».
Weil die Postfinance von Gesetzes wegen weiterhin selber keine Hypotheken und Kredite gewähren darf, parkiert sie einen Teil der Kundengelder bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Diese verlangt seit Januar auf Einlagen oberhalb eines bestimmten Freibetrages einen Negativzins von 0,75 Prozent.
Laut Köng hat die Postfinance «bisher einen einstelligen Millionenbetrag bezahlt.» Der Betrag scheint eher tief etwa im Vergleich zur Zürcher Kantonalbank (ZKB), die laut Angaben von Bankchef Martin Scholl vom Freitag in der Neuen Zürcher Zeitung auf das Jahr hochgerechnet gut 75 Millionen Franken veranschlagt.
Auch die Postfinance verrechnet Grösstkunden und Banken infolge der SNB-Negativzinsen eine sogenannte Guthabengebühr, wie Köng frühere Angaben bekräftigte. Zudem erhalten Geschäftskunden auf Vermögen von über 10 Millionen Franken keinen Zins mehr.
Tests mit Bezahl-App
Zu der für den Herbst angekündigten Bezahl-App mit dem Namen Twint für das Handy sagte Köng, derzeit werde das System mit Coop, der SV-Gruppe und anderen Partnern getestet. «Das System funktioniert und bewährt sich», berichtete der Postfinance-Chef. Zudem habe die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) grünes Licht für das Geschäftsmodell der Tochtergesellschaft Twint gegeben.
Im Herbst beginne die Markteinführung an 6000 Coop-Ladenkassen. Zeitgleich sollen auch im Internet Webeinkäufe damit bezahlt werden können. Zahlungen zwischen Personen folgen laut Köng Ende August, die Automaten im Herbst.
Für einen Börsengang der Postfinance zeigte sich Köng in dem SonntagsBlick-Interview zwar grundsätzlich offen, wobei mindestens 51 Prozent beim Mutterhaus Schweizerische Post bleiben müssten. «Derzeit ist es aber schlicht der falsche Zeitpunkt für einen Börsengang und deshalb ist er kein Thema», sagte Köng.