PdL-Chef Alfano hat seine Partei aufgerufen, sich bei der Vertrauensabstimmung im italienischen Parlament hinter Ministerpräsident Enrico Letta zu stellen. Damit würde sich die Partei gegen den Kurs ihres Gründers Berlusconi wenden; es droht eine Zerreissprobe.
«Ich bleibe fest überzeugt, dass unsere gesamte Partei für das Vertrauen in Letta stimmen sollte. Es gibt keine Gruppen und Grüppchen», sagte der Chef von Silvio Berlusconis Partei Volk der Freiheit (PdL) am Dienstag nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa.
Seine Aussage bedeutet jedoch nicht, dass alle PdL-Abgeordneten am Mittwoch tatsächlich so abstimmen werden. Unmittelbar danach wurden in der PdL Stimmen laut, die der von Angelino Alfano vorgegebenen Linie widersprachen.
«Ich werde nur das Vertrauen aussprechen, wenn mich Silvio Berlusconi danach fragt. Niemand anderes», sagte Berlusconis Ex-Kulturminister und PdL-Senator Sandro Bondi. Auch andere Senatoren betonten, dass sie weiter an Berlusconis Massgabe festhalten wollten.
Es mehrten sich jedoch auch die Stimmen für Alfanos Kurs. «Wir sind entschlossen, das Gleichgewicht der Regierung aufrecht zu erhalten. Deshalb werden wir für das Vertrauen stimmen», betonte der Abgeordnete Carlo Giovanardi.
40 PdL-Parlamentarier seien bereit, Ministerpräsident Letta im Parlament ihr Vertrauen auszusprechen, was eine Regierungskrise abwenden würde, sagte Giovanardi. Indiskretionen zufolge wollen die abtrünnigen Parlamentarier eine gemässigte Mitte-rechts-Gruppierung nach Modell der «Europäischen Volkspartei» (EVP) gründen.
Nach dem Rückzug von fünf Ministern aus der Regierung will Letta am Mittwoch im Parlament die Vertrauensfrage stellen. Bislang galten seine Chancen auf Erfolg als begrenzt.