Eine Baufirma aus Lugano TI soll ihren Mitarbeitern Niedriglöhne gezahlt und sie zu unbezahlten Überstunden verpflichtet haben. Die Tessiner Gewerkschaft OCST meldete den Verstoss der Staatsanwaltschaft. Diese nahm den Unternehmenschef in dieser Woche vorläufig fest.
Der Tessiner Fenster- und Türenhersteller «Emme Suisse» soll während «mehrerer Monate» auf der Baustelle des PostParc in Bern Aufträge ausgeführt haben, teilte die Gewerkschaft OCST am Dienstagabend in einem Schreiben mit. Dabei sollen Stundenlöhne von «7 bis 9 Euro» gezahlt worden sein. Überstunden seien nicht bezahlt worden.
Die Tessiner Staatsanwaltschaft wollte dies im Hinblick auf laufende Ermittlungen auf Anfrage nicht bestätigen – es sei jedoch der Geschäftsführer des Tessiner Unternehmens «vorläufig festgenommen» worden, teilte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Saverio Snider auf Anfrage mit.
Dumpingvorwürfe bereits im September
Bereits im September warf die Gewerkschaft Unia einer Subunternehmerin auf der PostParc-Baustelle beim Berner Hauptbahnhof vor, die Lohn- und Arbeitsbedingungen nicht eingehalten zu haben. Die Totalunternehmerin für die PostParc Baustelle, die Steiner AG, teilte damals mit, eine paritätische Berufskommission, also ein Gremium mit Vertretern von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, untersuche nach internen Abklärungen die Einhaltung der Lohn- und Arbeitsbedingungen.
Das Tessiner Unternehmen, gegen das die Vorwürfe nun im Raum stünden, sei das Subunternehmen eines Subunternehmens der Steiner AG und stehe somit in keinem direkten Vertragsverhältnis zum Unternehmen, teilte der Sprecher Claude Sulser am Mittwoch auf Anfrage mit.
Die Steiner AG dulde auf ihren Baustellen keine Verstösse gegen gesetzlich vorgegebene und vertraglich vereinbarte Lohn- und Arbeitsbedingungen.
Die Tessiner Gewerkschaft OCST will am Donnerstag in einer Medienkonferenz in Lugano über die Vorwürfe gegen das Tessiner Unternehmen informieren.