Mit eindringlichen Warnungen vor einem Nachlassen im Kampf gegen das HI-Virus hat am Montag in Durban die internationale Aids-Konferenz begonnen. Immer noch sterben jährlich rund 1,1 Millionen Menschen an Aids.
Die meisten Todesfälle wären jedoch vermeidbar. Mehr als 18’000 Wissenschaftler, Aktivisten, Politiker und Geldgeber aus 180 Ländern beraten bis Ende der Woche in der südafrikanischen Metropole über das Vorgehen gegen die Immunschwächekrankheit.
Die Aids-Epidemie wird aber Experten zufolge wohl nicht wie geplant bis zum Jahr 2030 besiegt sein. «Ich habe Angst», sagte am Montag der Chef der Anti-Aids-Organisation der Vereinten Nationen (UNAIDS), Michel Sidibé. «Wir werden es nicht schaffen.»
Das erst kürzlich vereinbarte Ziel der internationalen Gemeinschaft, Aids in den nächsten 14 Jahren zu bezwingen, bleibe unerreichbar, wenn nicht schnell mehr getan werde.
Auch UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte von der internationalen Gemeinschaft «schnelles und entschlossenes» Handeln, um das Ziel bis 2030 zu erreichen.
Jugendliche in Afrika stark betroffen
Am schlimmsten betroffen ist weiterhin Afrika, wo Aids die häufigste Todesursache bei Jugendlichen ist. «Trotz bemerkenswerter globaler Fortschritte beim Kampf gegen die HIV/Aids-Epidemie bleibt noch viel Arbeit, um Kinder und Jugendliche vor Ansteckung, Krankheit und Tod zu schützen», erklärte UNICEF-Direktor Anthony Lake.
Weltweit sei Aids die zweithäufigste Todesursache für Jugendliche zwischen 10 und 19 Jahren und in Afrika noch immer auf Platz eins.
Seit dem Jahr 2000 habe sich die Zahl der Todesfälle wegen Aids bei 15- bis 19-Jährigen mehr als verdoppelt, warnte Lake. Heute gebe es in dieser Altersgruppe stündlich 29 Neuinfektionen in der Welt. Davon seien Mädchen mit 65 Prozent überproportional betroffen.
Mehr als die Hälfte der weltweit rund 37 Millionen HIV-Infizierten habe immer noch keinen Zugang zu lebensrettenden Medikamenten. Derzeit bekommen nach Angaben der Vereinten Nationen nur rund 17 Millionen infizierte Menschen Medikamente, die einen Ausbruch von Aids verhindern.
Mehr Ansteckungen in Russland
Weltweit stecken sich jedes Jahr etwa 2,1 Millionen Menschen mit dem HI-Virus an. In Zentralasien und Osteuropa ist die Zahl der Infektionen in den vergangenen Jahren besonders stark gestiegen, vor allem in Russland. In Afrika, wo die meisten HIV-positiven Menschen leben, geht die Zahl der Ansteckungen trotz intensiver Präventionsbemühungen nur langsam zurück.
Experten werden bei der Konferenz auch über den Fortschritt bei der schwierigen Suche nach einer vorbeugenden Impfung und einem Heilmittel sprechen. Bisher kann das Virus im Körper nur in enge Schranken verwiesen, aber nicht komplett vernichtet werden. In 35 Jahren fielen der Krankheit mehr als 30 Millionen Menschen zum Opfer.