Der Chefökonom der Deutschen Bank fordert ein 150 Milliarden Euro schweres EU-Programm zur Bankenrettung. «Man wird nicht umhinkommen, ein grösseres Programm zur Rekapitalisierung der Banken aufzulegen», sagte David Folkerts-Landau der «Welt am Sonntag».
Die USA hätten dies 2008 mit einem mehrere hundert Milliarden Dollar umfassenden Plan vorgemacht. Für Europa müsse es nicht so viel Geld sein. «Mit 150 Milliarden Euro lassen sich die europäischen Banken rekapitalisieren», sagte Folkerts-Landau.
In Europa drohe den Banken eine langsame, langfristige Abwärtsspirale. Die Institute sässen auf faulen Krediten im Volumen von zwei Billionen Euro. Die EZB-Strafzinsen belasteten die Finanzindustrie, und die niedrigen Aktienkurse machten es sehr schwer, frisches Eigenkapital am Markt zu besorgen.
Besondere Aufmerksamkeit erfordere Italien, sagte Folkerts-Landau. Dort steige die Schuldenquote weiter, und die Banken des Landes hätten faule Kredite von 350 Milliarden Euro in ihren Büchern. «Aber das dürfte eher eine Untergrenze sein.» Berichte über einen Kapitalbedarf der dortigen Institute von 40 Milliarden Euro seien noch vorsichtig kalkuliert.
UBS-Chef Sergio Ermotti, bis 2011 stellvertretender Konzernchef der italienischen Unicredit, sagte im Interview mit der «SonntagsZeitung», in Italien habe man die Lage der Banken zu lange schöngeredet. Zugleich sei der grundlegenden wirtschaftlichen Lage des Landes zu wenig Beachtung geschenkt worden. Kämen nun Negativzinsen dazu, ergebe sich eine gefährliche Mischung.
Erst am Freitag hatte die italienische Notenbank erklärt, das Land brauche ein öffentliches Sicherheitsnetz, das im Notfall greifen könne. Folkerts-Landau sagte, die neue EU-Bankenrichtlinie erlaube eine gewisse Flexibilität. «So dürfen Staaten den Instituten unter bestimmten Voraussetzungen und für eine sehr limitierte Zeitspanne Kapital zur Verfügung stellen.»
Notfalls müsse für die Bankenrettung aber sogar ein Bruch der Regeln der neuen EU-Bankenrichtlinie akzeptiert werden, so der Banken-Ökonom. Eigentlich sollen nach den Erfahrungen der schweren Finanzkrise 2008/2009 staatliche Hilfen für angeschlagene Banken erst fliessen dürfen, nachdem Aktionäre und private Gläubiger herangezogen wurden.