Chelsea jubelt nach Elfmeter-Drama

Der Sieger der Champions League heisst erstmals Chelsea. Vier Jahre nach der Finalniederlage gegen Manchester United siegen die Londoner gegen Bayern München – ebenfalls nach Penaltyschiessen.

Fernando Torres und Juan Mata mit dem begehrtesten Pokal (Bild: sda)

Der Sieger der Champions League heisst erstmals Chelsea. Vier Jahre nach der Finalniederlage gegen Manchester United siegen die Londoner gegen Bayern München – ebenfalls nach Penaltyschiessen.

Erstmals überhaupt holte Chelsea die wichtigste Trophäe im Klubfussball. Über eine Milliarde Euro hat der russische Besitzer Roman Abramowitsch bislang investiert, um seinen grössten Traum zu „erkaufen“. Nun haben ihm die Akteure auf spielerisch höchst unspektakuläre Weise diesen Traum verwirklicht. Held der Partie in der ausverkauften Münchner Arena war Didier Drogba. Der Ivorer, der die „Blues“ aller Voraussicht nach verlassen wird, verwertete den entscheidenden Penalty. Zuvor hatte Petr Cech den Versuch von Bayerns Captain Bastian Schweinsteiger mit den Fingerspitzen an den Pfosten gelenkt.

Drogba wird als prägende Figur des Finals in Erinnerung bleiben. Der afrikanische Goalgetter traf zum 4:3 im Penaltyschiessen, nachdem er zuvor in der Verlängerung seinerseits einen Elfmeter verschuldet hatte und nach 88 Minuten sein Team in die Overtime rettete. Das sechste Tor im laufenden Wettbewerb fiel nach einem Standard – nach dem zweiten Eckball Chelseas gegenüber 17 der Bayern in der regulären Spielzeit.

Aus dem Spiel heraus hatte Chelsea vor 62’500 Zuschauern vielmehr durch „Zerstören“ als durch Agieren geglänzt. Am Ende aber, und das muss dem Premier-League-Vertreter zu Gute gehalten werden, ging die „Reduit-Taktik“ auf. Es stand mit dem Rücken zur Wand, es liess Angriff um Angriff über sich ergehen, es war das äusserst passive Team während 120 Minuten. Aber, und das zählte am Ende, die Londoner bewiesen im Penaltyschiessen Nervenstärke und holten zum grössten Triumph der Vereinsgeschichte aus.

Das Team von Interimstrainer Roberto di Matteo überstand diverse heikle Situationen ohne Schaden. So etwa in der Verlängerung, als Drogba einen Penalty verschuldete. Der bester Skorer der Engländer im Wettbewerb trat Franck Ribéry auf stupide Weise von hinten gegen den Fuss. Cech konnte den (schwach getretenen) Versuch von Arjen Robben aber ohne viel Aufwand behändigen. Wie zuvor bereits die meisten Abschlüsse der Bayern. Chelsea hatte die Angriffswellen geduldig heranrollen lassen und sich diesen in den Weg gestellt. Mal mit Wucht, mal mit Glück.

Robben verliess die Bühne abermals in einem wichtigen Spiel als tragische Figur. Er hatte bereits in der Bundesliga im entscheidenden Duell mit Dortmund einen Penalty nicht verwertet. Oder er „versagte“ im WM-Final 2010, als der Holländer solo anstürmend am spanischen Goalie Iker Casillas scheiterte.

Londoner Anti-Fussball

Chelseas Auftritt in der Münchner Arena konnte man getrost als ultradefensiv bezeichnen. Ohne vier gesperrte Stammspieler (Terry, Meireles, Ramires, Ivanovic) legte Trainer Di Matteo das Augenmerk noch mehr auf die Abwehrarbeit als sonst schon. Zu einem Spektakel trugen die „Blues“ – wenig überraschend – überhaupt nichts bei. Sie liessen die Bayern die Laufarbeit verrichten. Sie errichteten am eigenen Strafraum ein feines Netz, stellten den Bayern praktisch alle Passwege zu. Und sie hatten Erfolg damit. Dazu kam mehr als ein Dutzend geblockter Schüsse. Auffallend aufopfernd tat sich dabei der linke Aussenverteidiger Ashley Cole hervor.

Bayern überlegen

Dass es erst zum vierten Mal und erstmals seit neun Jahren (Milan – Juventus) in einem Final torlos in die Pause ging, war primär auf Eigenverschulden der Bayern zurückzuführen. Das „Heimteam“ trat sehr dominant auf. Es suchte in einer sehr hohen Pace die Offensive, kam mit viel Druck über die Flanken. Nur gingen die Bayern mit ihren Chancen sehr fahrlässig um. Etwa Mario Gomez, der zweimal (39./43.) aus aussichtsreicher Position verzog. Oder Müller mit einem Volley (26.). Am meisten Glück hatte Chelsea in der 22. Minute, als Goalie Petr Cech den Schuss von Arjen Robben mirakulös an den Pfosten lenkte.

Die Bayern mussten sich bis zur 83. Minute gedulden, ehe Thomas Müller das längst fällige und hoch verdiente 1:0 gelang. Der perfid aufsetzende Kopfball des Mittelfeldspielers musste den Bayern wie eine Erlösung vorgekommen sein. Diese war letztlich genau von fünfminütiger Dauer.

Telegramm:

Bayern München – Chelsea 1:1 (1:1, 0:0) n.V.; Chelsea 4:3-Sieger im Penaltyschiessen

Allianz-Arena, München. – 62’500 Zuschauer (ausverkauft). – SR Proença (Por). – Tore: 83. Müller (Kroos) 1:0. 88. Drogba (Corner Mata) 1:1. – Penaltyschiessen: Lahm 1:0, Mata (Neuer wehrt ab); Gomez 2:0, Luiz 2:1; Neuer 3:1, Lampard 3:2; Olic (Cech wehrt ab), Cole 3:3; Schweinsteiger (Pfosten), Drogba 3:4.

Bayern München: Neuer; Lahm, Timoschtschuk, Boateng, Contento; Kroos, Schweinsteiger; Robben, Müller (87. Van Buyten), Ribéry (97. Olic); Gomez.

Chelsea: Cech; Bosingwa, Cahill, Luiz, Cole; Mikel, Lampard; Kalou (84. Torres), Mata, Bertrand (73. Malouda); Drogba.

Bemerkungen: Bayern München ohne Badstuber, Luiz Gustavo und Alaba, Chelsea ohne Meireles, Terry, Ramires und Ivanovic (alle gesperrt). 95. Cech hält Foulpenalty von Robben. Verwarnungen: 2. Schweinsteiger (Hands). 81. Cole. 86. Luiz. 93. Drogba (alle Foul). 120. Torres (Reklamieren).

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