Erstmals seit dem Sturz des früheren libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi hat ein Team der UNO-Organisation für das Verbot Chemischer Waffen (OPCW) in dem Land lagernde Chemiewaffenbestände inspiziert.
Die OPCW berichtete am Freitag, dass die libyschen Behörden sie über Bestände informiert hätten, die über das hinaus gingen, was der ehemalige Machthaber Muammar al-Gaddafi angezeigt hatte. Gaddafi hatte im Bemühen um internationale Anerkennung mit der Vernichtung seiner Chemiewaffen begonnen, einige Bestände jedoch verheimlicht.
Ein OPCW-Inspektorenteam berichtete aus Libyen, die bekannten Chemiewaffenarsenale seien nicht geplündert worden. Der gesamte Bestand an Senfgas sowie die Ausgangsstoffe seien vorhanden. Die Inspektion fand auf Bitten der libyschen Übergangsregierung statt.
Der OPCW zufolge wurde die Munition zur Verbreitung des Gases bereits zerstört, die Bemühungen zur Beseitigung weiterer Chemiewaffen waren aber seit dem Beginn der Rebellion gegen Gaddafi im Februar unterbrochen. Das US-Verteidigungsministerium lässt die Giftgasvorräte nach eigenen Angaben per Satellit überwachen.
Entwaffnung der Rebellen
Daneben stellen auch die Waffen der ehemaligen libyschen Rebellen das Land vor eine Herausforderung. Eine Entwaffnung könnte Monate dauern und werde auch nicht gewaltsam erfolgen, sagte der neue Ministerpräsident Abdel Rahim al-Kib am Freitag.
„Wir werden die Menschen nicht zu schnellen und hastigen Entscheiden und Taten zwingen und Gesetze einführen, die den Waffenbesitz verbieten“, sagte al-Kib dem französischen Radiosender France24.
Stattdessen wolle seine Übergangsregierung Kämpfern Alternativen anbieten, wie etwa Ausbildungen und Arbeitsplätze. Gleichzeitig gestand al-Kib ein, dass der nationale Übergangsrat noch nicht die volle Kontrolle über das Land erlangt habe.
Tote durch Granaten
Eine weitere Gefahr droht den Libyern zudem von Granaten, Sprengköpfen und Munition, die bei den Gefechten liegen geblieben waren. Obwohl an den meisten Orten nicht mehr gekämpft wird, werden insbesondere in Sirte und Bani Walid noch Menschen durch herumliegendes Kriegsmaterial verletzt oder getötet, wie das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) in einem Communiqué mitteilte.