Chemiewaffeninspektoren in Syrien angegriffen, nicht entführt

In Syrien ist ein Konvoi mit UNO-Mitarbeitern und Chemiewaffeninspektoren angegriffen worden. Nach Angaben der Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) in Den Haag blieb das Team bei dem Sprengstoffanschlag unverletzt. Meldungen über eine Entführung wurden dementiert.

UNO-Chemiewaffeninspektoren bei der Arbeit in der Nähe von Damaskus (Bild: sda)

In Syrien ist ein Konvoi mit UNO-Mitarbeitern und Chemiewaffeninspektoren angegriffen worden. Nach Angaben der Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) in Den Haag blieb das Team bei dem Sprengstoffanschlag unverletzt. Meldungen über eine Entführung wurden dementiert.

Das syrische Aussenministerium hatte am Mittag zunächst erklärt, Aufständische hätten den Konvoi überfallen und die sechs OPCW-Inspektoren und ihre fünf syrischen Fahrer verschleppt.

Ein OPCW-Sprecher wies diese Darstellung zurück: «Alle Mitarbeiter sind sicher und wohlauf und befinden sich auf dem Rückweg zu ihrem Stützpunkt». Nähere Angaben zu dem Angriff machte er nicht. Die Experten waren am Dienstag unterwegs zu einem Ort, an dem Chlorgas eingesetzt worden sein soll.

Syriens Regierung machte «Terroristen» für den Anschlag verantwortlich. Die oppositionsnahen Menschenrechtsbeobachter deuteten hingegen ein Manöver der Regierung an, um weitere Untersuchungen zu verhindern.

Frist bis Ende Juni

Am 30. Juni endet eine vom UNO-Sicherheitsrat gesetzte Frist zur Vernichtung der Chemiewaffen in Syrien. Nach Angaben der OPCW wurden bislang gut 92 Prozent des syrischen Chemiewaffenarsenals zerstört oder ausser Landes gebracht.

Der Rest – rund 100 Tonnen Kampfstoffe – soll sich an einem einzigen Ort befinden. Syrien hat bislang angegeben, dass das Material aus Sicherheitsgründen nicht transportiert werden könne.

UNO- und OPCW-Experten sind zugleich auch im Bürgerkriegsland, um Vorwürfen von Giftgaseinsätzen nachzugehen. In dieser Sache waren die nun angegriffenen Inspektoren Anfang Mai nach Syrien gereist. Sie konnten bisher nach Angaben der Organisation aber die mutmasslich getroffenen Gebiete nicht erreichen.

OPCW-Generaldirektor Ahmet Üzümcü äusserte sich besorgt über die Sicherheit der Mitarbeiter. «Es ist unerlässlich, dass alle Konfliktparteien ihnen einen sicheren Zugang ermöglichen», sagte er. Nach der Attacke kehrte der Konvoi nach Hama zurück.

Hinweise auf Giftgas-Einsatz

Nach Angaben der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana sowie der oppositionellen Menschenrechtsbeobachter kam es in der Nähe der Stadt Hama zum Anschlag auf das Team von UNO und OPCW.

Die Menschenrechtsbeobachter erklärten unter Berufung auf Mediziner allerdings, dass die Experten die von Rebellen eroberten Gebiete nie erreicht hätten. Die Bombe sei in der Nähe des Ortes Taibeh al-Imam explodiert, der unter der Kontrolle der Regierung stehe.

Im nahe gelegenen Kafr Sita – wo die Rebellen das Sagen haben – sollen am 11. April und 22. Mai fast 200 Menschen bei Giftgasangriffen verletzt worden sein. Dies werde von Aussagen von Ärzten und Verletzten belegt, erklärte die oppositionsnahe Gruppe.

Der Bürgerkrieg in Syrien hat nach Angaben der Aktivisten bereits mehr als 160’000 Menschen das Leben gekostet. Trotz der heftigen Kämpfe und der Massenflucht aus Syrien hat Präsident Baschar al-Assad für den 3. Juni Präsidentenwahlen angekündigt.

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