Nach Schweizer Vorbild möchte Chile seine Bevölkerung besser in Entscheide über Wasserkraft- oder Stromnetzprojekte einbinden. Bundesrätin Doris Leuthard hat zwei Absichtserklärungen für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Bern und Santiago de Chile unterzeichnet.
Die Energieministerin setzte ihre Unterschrift am Donnerstag (Ortszeit) gemeinsam mit ihrem chilenischen Amtskollegen Máximo Pacheco in Santiago de Chile unter ein sogenanntes Memorandum of Understanding. Die chilenischen Behörden hoffen, mit besserer Einbindung der Bevölkerung die Akzeptanz von Infrastrukturprojekten zu erhöhen, wie das Eidg. Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) am Freitag mitteilte.
Chile habe sich intensiv mit der Schweizer Praxis auseinandergesetzt. Abgeschaut hat das südamerikanische Land der Schweizer Energiepolitik beispielsweise das Label «Energiestadt», wie das UVEK schreibt.
Das Label erhalten Städte und Gemeinden, die eine nachhaltige Energiepolitik betreiben und Behörden, Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürger in die Planung einbeziehen. In Chile wurde das Label in einem Pilotprojekt eingeführt und soll nun in die Praxis umgesetzt werden.
Investitionen in Solar- und Windenergie
Die Schweiz und Chile haben das Ziel, vermehrt auf erneuerbare statt auf fossile Energien zu setzen. Vielversprechend sei in Chile etwa die Nutzung von Solar- und Windenergie, heisst es weiter. In den Ausbau erneuerbarer Energien würden Milliarden investiert. Dies sei eine Chance für Schweizer Firmen, die sich daran beteiligen.
Um die Energieeffizienz in Chile zu verbessern, hat das Land die in der Schweiz entwickelte «Top Ten»-Internetplattform übernommen. Diese hilft Konsumenten dabei, energieeffiziente Geräte und Fahrzeuge zu finden. Vom Schweizer Know-how kann Chile zudem bei Luftfiltern profitieren.
Mit Chiles Umweltminister Pablo Badenier unterzeichnete Leuthard eine weitere Absichtserklärung. Diese soll den bilateralen Austausch zum Klimawandel, zur Biodiversität, zu Abfällen und zur Grünen Wirtschaft ankurbeln. Erfahrungen wollen die Schweiz und Chile als Gebirgsländer auch bei der Vorbeugung von Naturgefahren austauschen.
Die Zusammenarbeit könne bei Bedarf ausgedehnt werden. Denkbar sei sie etwa bei internationalen Umweltkonferenzen oder bei gesetzgeberischen Fragen, schreibt das UVEK. Auch hier könnten private oder wissenschaftliche Akteure profitieren, namentlich im Sektor Clean Technologies.
Schon länger arbeitet die Schweiz mit Chile in der Luftreinhaltung zusammen. So wurden in der chilenischen Hauptstadt von 2004 bis 2009 über 3000 Busse mit Partikelfiltern ausgerüstet.