Nach Berichten über einen Nervengift-Vorrat der Pinochet-Diktatur hat die chilenische Regierung eine Untersuchung angeordnet. Die Einrichtungen der Gesundheitsbehörde ISP, wo das Nervengift seinerzeit gefunden worden war, solle noch einmal gründlich durchsucht werden.
Das erklärte der Gesundheitsminister Jaime Mañalich am Freitag. Die Ex-Leiterin der Gesundheitsbehörde ISP, Ingrid Heitmann, hatte der Nachrichtenagentur dpa berichtet, während ihrer Amtszeit 2008 zwei Kisten voller Botulinumtoxin-Ampullen im ISP-Keller gefunden zu haben.
Diese stammten Heitmann zufolge aus der Zeit der Diktatur Augusto Pinochets (1973-1990) und hätten ausgereicht, um Tausende Menschen zu töten. Botulinumtoxin bewirkt schon in geringer Dosis Muskellähmungen, die zum Tode führen können.
Mañalich erklärte, er habe grossen Respekt vor der wissenschaftlichen Kompetenz Heitmanns, die er persönlich kenne, wie der Rundfunksender Cooperativa berichtete.
Aufklärung gefordert
Zwei frühere Präsidenten Chiles forderten Aufklärung vom Militär. «Trotz des grossen Schmerzes und der Verbrechen haben viele Leute immer noch keine Reue gezeigt und keine Verantwortung für das Geschehene übernommen», kritisierte die Sozialistin Michelle Bachelet am Donnerstag (Ortszeit).
Bachelet, die bei den chilenischen Wahlen im November erneut als Präsidentin kandidiert, war von 2006 bis 2010 im Amt, aber Heitmann zufolge nicht über den Fund informiert.
Auch der christdemokratische Ex-Präsident Eduardo Frei Ruiz-Tagle forderte die Armee auf, Rechenschaft über die Verbrechen der Diktatur abzulegen. «Warum sagen uns die Befehlshaber nicht die Wahrheit? Warum halten sie weiter Informationen zurück?», sagte Chiles Präsident von 1994 bis 2000 am Donnerstag dem Sender Radio Cooperativa.
Sein Vater, Eduardo Frei Montalva, Präsident Chiles von 1964 bis 1970, war 1982 nachweislich mit Gift ermordet worden.