China hat den 120. Geburtstag des umstrittenen Staatsgründers Mao Tse-tung in dessen Heimatort Shaoshan mit einem riesigen Feuerwerk und der Verteilung kostenloser Nudeln begangen. Tausende Menschen durchwachten die Nacht in der Stadt der zentralen Provinz Hunan.
Damit erwiesen sie dem 1976 verstorbenen langjährigen Vorsitzenden der Kommunistischen Partei die Ehre. In der Hauptstadt Peking besuchte Präsident Xi Jinping mit den sechs anderen Mitgliedern des Ständigen Komitees des Politbüros das Mausoleum Maos und verbeugte sich drei Mal vor dem Grab.
Mao ist der Gründer des modernen Chinas und führte das Land und die Partei 27 Jahre lang bis zu seinem Tod. In China wird Mao bis heute verehrt, ist zugleich aber zutiefst umstritten.
Kritiker halten ihm vor allem seine verfehlten politischen und wirtschaftlichen Kampagnen wie den Grossen Sprung nach vorn zwischen 1958 und 1961 und die Kulturrevolution von 1966 bis 1976 vor, bei denen durch Tötungen, Zwangsarbeit und Hungersnöte mehr als 40 Millionen Menschen ums Leben kamen.
Die offizielle Parteilinie ist bis heute, dass Mao zu 70 Prozent richtig und zu 30 Prozent falsch lag. Eine kritische Auseinandersetzung mit Mao und seiner Politik hat die Regierung bisher verhindert.
Angesichts der Zunahme der sozialen Ungleichheit und der ausufernden Korruption ist Mao aber in jüngster Zeit zum Sammelpunkt geworden für Kritiker der marktwirtschaftlichen Reformen. Bei den Feiern am Donnerstag in Shaoshan äusserten viele Teilnehmer Kritik an der Führung.
«Die Regierung ist nicht so aufrecht wie der Vorsitzende Mao, daher haben sie Angst, sie sind alle korrupt», sagte ein Mann namens Wei. Die Polizei habe «viele, viele von uns» im Vorfeld festgenommen, um sie an der Teilnahme an den Feiern zu hindern, sagte er.
Feuerwerk und Nudeln
Zu der Feier gab es riesiges nächtliches Feuerwerk, zudem wurden kostenlos Nudeln verteilt – ein traditionelles Geburtstagsessen in China. Der 120. Jahrestag hat in China eine ähnliche Bedeutung wie im Westen der 100.
Während der Feiern stimmten die Teilnehmer kommunistische Lieder aus der Zeit Maos an, andere schwenkten selbstgenähte rote Flaggen und riefen Parolen gegen den «amerikanischen Imperialismus».
Einige äusserten auch ihre Loyalität gegenüber dem in einem spektakulären Schauprozess wegen Korruption verurteilten Spitzenpolitiker Bo Xilai, der ebenfalls verstärkt das linke Erbe Maos gepflegt hatte. «Alle die den Vorsitzenden Mao lieben, lieben auch Sekretär Bo», sagte ein Mann namens Shan.