In den 1970er-Jahren noch totgesagt, ist die Schweizer Uhrenindustrie heute wieder sehr gut positioniert: Beim Export von teuren Uhren ist die Schweiz weltweit führend. Der chinesische Markt ist dabei Wachstumslokomotive, birgt aber auch ein gewisses Klumpenrisiko.
Dies geht aus einer von der Credit Suisse vorgestellten Studie hervor, die Gefahren und potenzielle Chancen für die drittwichtigste Schweizer Exportbranche aufzeigt.
Der weltweite Uhrenmarkt wird von einigen wenigen Ländern dominiert, wobei die Schweiz und China hervorstechen: China exportiert am meisten Uhren, jedoch vorwiegend im Tiefpreissegment. Bei den teuren Uhren ist die Schweiz führend: Wertmässig gesehen ist sie die mit grossem Abstand wichtigste Uhrenexporteurin.
Am Anfang des Aufschwungs der Schweizer Uhrenindustrie stand die Neuausrichtung auf hochwertige Produkte, insbesondere auf mechanische Uhren. Als aufgrund des weltweit wachsenden Wohlstandes Mitte der 1990er-Jahre ein Boom der globalen Luxusgüternachfrage einsetzte, konnte die hiesige Uhrenindustrie davon profitieren.
Asien als Wachstumsmotor
Den grössten Beitrag zum Wachstum der Schweizer Uhrenexporte lieferte dabei Asien. Im letzten Jahr gingen 28 Prozent der exportierten Uhren nach Hongkong oder China. Die Autoren der Credit-Suisse-Studie bezeichnen den chinesischen Markt jedoch nicht nur als Wachstumslokomotive, sondern auch als gewisses Klumpenrisiko, wie die jüngste Konjunkturabkühlung gezeigt habe.
Die Autoren untersuchten daher, welche anderen Schwellenländer sich zu künftigen Absatzmärkten entwickeln könnten und identifizierten unter anderem Vietnam, Indien, Russland und die Ukraine als potenzielle Aufsteiger.
Konzentration in der Uhrenbranche
Neben den Veränderungen auf der Nachfrageseite, findet auch in der Branche selbst ein Strukturwandel statt: Immer mehr Anbieter versuchen, die ganze Wertschöpfungskette vom kleinsten Bestandteil bis zur Montage zur Uhr zu kontrollieren. Zu diesem Zweck kaufen sie Zulieferer oder bauen die eigenen Produktionskapazitäten aus, was zu einer Konzentration in der Branche führt.
Auch die geplante strengere Regelung zur Erlangung des Swiss-Made-Labels könnte zu einem Wandel in der Branche führen. Die im Juni dieses Jahres angenommene Swissness-Vorlage sieht vor, dass 60 Prozent aller Herstellungskosten eines Swiss-Made-Produktes in der Schweiz anfallen müssen. Dies dürfte inländischen Zulieferern eine verstärkte Nachfrage bescheren, könnte aber auch zu Lieferengpässen führen.