Die chinesische Polizei hat einen prominenten uigurischen Wissenschaftler und Kritiker von Pekings Politik gegen die muslimische Minderheit der Uiguren festgenommen. Ilham Tohti soll am Mittwoch gemeinsam mit seiner Mutter verhaftet worden sein.
Von der Festnahme berichtete Tohtis Frau auf der von Tohti betriebenen Website Uighurbiz. Der Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Peking hatte die chinesische Uiguren-Politik in den vergangenen Jahren offen kritisiert.
Die tibetische Dichterin Tsering Woeser, eine Freundin des Ökonomen, bestätigte den Bericht am Donnerstag. Die Polizei habe Tohtis Haus durchsucht und Telefone sowie Computer beschlagnahmt.
In der westchinesischen Provinz Xinjiang kommt es seit Jahrzehnten immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen der Staatsmacht und den rund neun Millionen muslimischen Uiguren, die sich von der Zentralregierung unterdrückt und von zuziehenden Han-Chinesen an den Rand gedrängt fühlen.
Seit Frühjahr vergangenen Jahres nahmen die Spannungen in der im äussersten Westen gelegenen Provinz zu. Peking machte Angehörige der ethnischen Minderheit wiederholt für «Terrorangriffe» mit zahlreichen Toten verantwortlich.
Ende Oktober war auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking ein Auto in eine Menschengruppe gerast und in Flammen aufgegangen. Die Wageninsassen – nach Polizeiangaben drei Uiguren – sowie zwei Touristen wurden getötet, 40 weitere Menschen wurden verletzt.
Die chinesischen Sicherheitsbehörden sprachen von einem «Terroranschlag» radikaler uigurischer Islamisten. In der Folge wurden in Xinjiang laut Aktivisten 53 Menschen festgenommen.