Die Entschlossenheit der chinesischen Zentralbank, das rasante Kreditwachstum im Land zu bremsen, hat die Zinsen im Interbanken-Geschäft auf Rekordhöhen getrieben. In der Branche ist teilweise Panik aufgekommen, Gerüchte über drohende Pleiten machten die Runde.
Die Zinsen für kurzfristige Liquiditätskredite kletterten auf ein Niveau, das an den eingefrorenen Interbankenmarkt vor der Lehman-Pleite 2008 erinnert.
Händler sprachen am Freitag von Panik in Teilen des chinesischen Finanzmarkts, insbesondere bei einigen kleinen Instituten mit hohen Schulden. Die Notenbank beuge sich aber nicht dem Druck, den Interbanken-Markt mit mehr Liquidität zu fluten.
Der Liquiditätsengpass sei als regulative Massnahme politisch gewollt, konstatierte die australische Bank Westpac. Nach Ansicht von Händlern ist Chinas Zentralbank anscheinend entschlossen, die Banken zu zwingen, ihre Schuldenlast selbst zu reduzieren.
Ausserdem sollen Banken gedrängt werden, den exzessiven Verkauf von Anlageprodukten im Vermögensmanagement einzuschränken. Dabei geht es vor allem um den Verkauf gebündelter Assets wie Kreditforderungen, die den Kunden höhere Erträge versprechen.
Daneben hat China zehntausende Kreditanbieter, die der Wirtschaft und der öffentlichen Hand in zunehmendem Masse Darlehen anbieten – ein Kreditgeschäft ausserhalb des regulierten Bankensektors. Dies schaffe systemische Risiken, warnte erst kürzlich die Ratingagentur Fitch.
Die Bank of China als eine der vier grossen staatlichen Banken des Landes hatte am Freitag Gerüchte über ihre Zahlungsunfähigkeit dementiert. Die Bank unterstrich, dass sie nicht in Verzug geraten sei und alle Verpflichtungen zeitgemäss erfüllt habe, wie Staatsmedien zitierten.
Eine Wirtschaftszeitung hatte berichtet, die Bank of China habe ihre Zahlungen um eine halbe Stunde hinausschieben müssen, weil ihr das Geld ausgegangen sei.