Chinesische Aktivisten erinnern an gestürzten Parteichef

Zhao Ziyang lehnte 1989 den Militäreinsatz gegen Demonstranten auf dem Tian’anmen-Platz ab. Deswegen wurde der Parteichef abgesetzt. Bis heute ist sein Name mit der Hoffnung auf ein freies China verbunden.

Aktivisten vor dem Haus des verstorbenen Parteichefs Zhao Ziyang in Peking (Bild: sda)

Zhao Ziyang lehnte 1989 den Militäreinsatz gegen Demonstranten auf dem Tian’anmen-Platz ab. Deswegen wurde der Parteichef abgesetzt. Bis heute ist sein Name mit der Hoffnung auf ein freies China verbunden.

Am chinesischen Totengedenktag erinnerten zahlreiche chinesische Aktivisten an den gestürzten reformerischen Parteichef. Dutzende besuchten am Donnerstag das Haus des 2005 gestorbenen Zhao Ziyang in Peking, während sich viele auch in der kleinen Strasse davor versammelten.

Seit der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung am 4. Juni 1989 fordern Bürgerrechtler vergeblich eine Rehabilitierung Zhao Ziyangs. Dieser wurde abgesetzt und musste dann den Rest seines Lebens unter Hausarrest verbringen, weil er das gewaltsame Vorgehen damals abgelehnt hatte.

Polizisten in Zivil beobachteten das Gedenken, ohne einzugreifen oder wie sonst auch üblich Personalien festzustellen. «Ich sah heute früh schon rund 100 Leute», sagte eine Aktivistin. In Gruppen seien sie ins Haus gelassen worden. «Es passen jeweils 20 bis 30 rein.»

Die Tochter Zhao Ziyangs, Wang Yannan, habe sie begrüsst und ins Haus gebeten, das zu einer Art Pilgerstätte auch für Bittsteller geworden ist. «Zhao Ziyang leistete einen grossen Beitrag für China», sagte einer der Aktivisten, die auch Blumen in der chinesischen Trauerfarbe Weiss mitbrachten.

Eine Gruppe hatte Bilder des Ex-Parteichefs und ein weisses Spruchband mit der Aufschrift «Gedenkt Zhao Ziyang» bei sich. Zivilpolizisten verweigerten einem Reporter der Nachrichtenagentur dpa den Zutritt zum Haus. «Es ist zu voll», sagte eine Polizistin.

Heikler Feiertag

Wegen des Gedenkens an die Opfer des Massakers von 1989 ist der Totengedenktag seither immer ein heikler Feiertag gewesen. Mehrere Dissidenten wurden auch unter Hausarrest oder besondere Beobachtung gestellt.

Der Aktivist Qi Zhiyong, der damals von einer Kugel getroffen und seither behindert ist, durfte sein Haus in Peking nicht verlassen. Die Polizei in der Provinz Henan nahm den Bürgerrechtler Yu Shiwen vorübergehend fest, weil er zu einem öffentlichen Gedenken an die Opfer des Massakers aufgerufen hatte, wie der amerikanische Sender Radio Free Asia (RFA) berichtete.

In der Provinz Zhejiang wurde der Aktivist Wei Zhenling von der Polizei aufgefordert, sich vom Friedhof fernzuhalten, berichtete der Sender ferner.

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