Der chinesische Bürgerrechtsaktivist Chen Guangcheng hat den US-Kongress in einem Telefonat persönlich um Unterstützung gebeten. „Ich möchte Ministerin Clinton treffen und hoffe, dass ich weitere Hilfe von ihr bekommen kann“, sagte Chen am Donnerstag.
Diese Worte sagte Chen in einem Gespräch mit dem Abgeordneten Chris Smith während einer Ausschusssitzung zu China im Repräsentantenhaus, die Smith leitete. US-Aussenministerin Hillary Clinton hält sich derzeit zu politischen Gesprächen in Peking auf, die von Chens Fall überschattet werden.
Der Chef der in den USA ansässigen Menschenrechtsorganisation ChinaAid, Bob Fu, sagte bei einer Pressekonferenz, Chen wolle in die USA ausreisen, jedoch kein Asyl beantragen. Chen wolle die Möglichkeit haben, nach China zurückzukehren, sagte Fu zur Erklärung. In einem Telefonat habe Chen jedoch immer wieder betont, dass er zurzeit in die USA ausreisen wolle.
Chen ist einer von zahlreichen autodidaktischen Anwälten, die sich in China für die Menschenrechte engagieren. Den Zorn von Chinas Führung zog er vor allem mit Kritik an deren Ein-Kind-Politik auf sich. Nach einer Haftstrafe stand der blinde Bürgerrechtler seit 2010 unter Hausarrest, am 22. April gelang ihm die Flucht. Anschliessend suchte er in der US-Botschaft in Peking Zuflucht.
Am Mittwoch verliess Chen die Botschaft unter ungeklärten Umständen und wurde in ein Pekinger Spital gebracht. Zwar sicherten die chinesischen Behörden Chen einen „sicheren“ Aufenthaltsort in China zu, Aktivisten zeigten sich jedoch besorgt um die Sicherheit des Bürgerrechtlers. Chen und seine Familie wurden nach eigenen Angaben bereits wiederholt Opfer von Misshandlungen.