Der blinde chinesische Aktivist Chen Guangcheng hält die Entwicklung Chinas hin zu einer Demokratie für unumkehrbar. „Ich bin sehr optimistisch“, sagte Chen am Donnerstag in New York bei seinem ersten grossen öffentlichen Auftritt seit seiner Ausreise in die USA.
Aufgrund des Internetzeitalters habe die kommunistische Führung in China bereits an Einfluss verloren. Durch das Internet könne nichts mehr unter den Tisch gekehrt werden, sagte Chen bei einem Auftritt in der Denkfabrik Council on Foreign Relations.
Nach Chens Einschätzung bewegt sich die Zentralregierung in Peking bereits in die richtige Richtung, gesetzlos agierten jedoch örtliche Behörden. „Die Zentralregierung lässt mich in die USA zum Studieren kommen, das ist beispiellos, unabhängig davon, was sie in der Vergangenheit gemacht haben“, sagte Chen bei der gut besuchten Veranstaltung in New York.
China müsse sich schrittweise von selbst zu einer Demokratie entwickeln, dies könne nicht durch Aktivisten oder westliche Staaten von aussen geschehen.
Der Fall des 40-jährigen Bürgerrechtlers war zuletzt zur diplomatischen Zerreissprobe für die USA und China geworden. Chen hatte unter anderem durch seinen Einsatz für die Opfer von Zwangssterilisierungen den Zorn der chinesischen Behörden auf sich gezogen.
Nach der Entlassung aus einer mehrjährigen Haft wurde er unter Hausarrest gestellt, aus dem er im April in die US-Botschaft in Peking floh. Die USA und China hatten sich daraufhin ein tagelanges Tauziehen um die Ausreise Chens geliefert. Am Donnerstag betonte Chen erneut, er wolle kein politisches Asyl und plane eine Rückkehr nach China.