Im südchinesischen Dorf Wukan dürfen die Bewohner erstmals ihre Kommunalpolitiker selbst wählen. Am Mittwoch stimmten sie zunächst über ein elfköpfiges Wahlkomitees ab, wie ein Dorfbewohner, der nur seinen Vornamen Chen nannte, der Nachrichtenagentur AFP sagte.
Das Komitee soll dann voraussichtlich im März die erste freie Wahl der Dorfvertretung überwachen. „In Wukan hat es nie Gemeindewahlen gegeben, das wird die erste demokratische Wahl überhaupt in Wukan sein“, fügte der Mann hinzu.
Das Fischerdorf in der südchinesischen Provinz Guangdong war Ende 2011 weltbekannt geworden, als dort tausende Menschen tagelang gegen die örtlichen Behörden protestierten, denen sie Korruption und den illegalen Verkauf von Gemeindeland vorwarfen.
Die Bewohner verjagten Polizisten und Beamte und bildeten selbst ein Komitee zur Verwaltung des Dorfes. Seit dem Tod eines Verhandlungsführers in Polizeihaft im Dezember war die Lage stark angespannt.
Als die Proteste weltweit Schlagzeilen machten, lenkten die Behörden schliesslich ein. Das umstrittene Bauprojekt, das die Unruhen ausgelöst hatte, wurde auf Eis gelegt, und die Abhaltung von Wahlen versprochen. Mitte Januar wurde der Anführer der Proteste, Lin Zuluan, zum neuen Chef des dörflichen Parteikomitees ernannt.
In China wird die Regierung nicht vom Volk gewählt, sondern von der Spitze der Kommunistischen Partei bestimmt. Auf Gemeindeebene sind jedoch Wahlen möglich. In Wukan gab es nach Angaben von Dorfbewohnern bislang jedoch nie freie Wahlen, das Dorfkomitee wurde einfach hinter verschlossenen Türen ernannt.