Damit Chirurgen keine Klammern im Körper vergessen oder sogar das falsche Bein operieren, haben zehn Schweizer Spitäler an einem Pilotversuch mit einer Checkliste teilgenommen. Mit positiven Resultaten: Zahlreiche Fehler konnten vermieden werden.
«Erst beim genauen Durchgehen der Checkliste stellte ich fest, dass ich nicht den Patienten vor mir hatte, den ich dachte», wird in der am Freitag veröffentlichten Auswertung ein Chirurg zitiert, der an einem der zehn Pilotspitäler arbeitet.
In einem anderen Fall konnte dank der Checkliste eine Seitenverwechslung verhindert werden: Beinahe wäre einer Frau die falsche Hand operiert worden. Wegen der Liste wurde das Thema links oder rechts vor dem ersten Schnitt noch einmal thematisiert.
Da die Checkliste auch allfällige Allergien systematisch abfragt, konnte in einem anderen Fall verhindert werden, dass einem Patienten mit Nickelallergie ein nickelhaltiges Implantat eingesetzt wurde.
Piloten als Berater
Diese Fälle wurden von der Stiftung patientensicherheit schweiz veröffentlicht. Fehler könnten überall passieren, schreibt die Stiftung dazu. Mit der Checkliste, die seit zwei Jahren in zehn Spitälern angewendet wird, könnten aber viele Fehler oder Irrtümer rechtzeitig aufgefangen werden.
Die Stiftung zieht deshalb eine positive Bilanz über ihr Projekt «progress! Sichere Chirurgie». Die Einführung sei jedoch herausfordernd gewesen, weil sie einen Kulturwandel im OP-Saal erfordert habe. Hierarchiegefälle hätten überwunden werden müssen.
Jeder im O-Saal müsse sich trauen, Bedenken zu äussern und auf Fehler hinzuweisen, schreibt die Stiftung. Einige Spitäler hätten bei der Einführung Piloten als Berater hinzugezogen, weil das Abarbeiten der Checkliste und das Sicherheitsbewusstsein im Spital Parallelen zur Luftfahrt habe.
Keine absolute Sicherheit
Hundertprozentige Sicherheit bietet aber auch die Checkliste nicht. «Man darf die Liste nicht einfach schnell, schnell abhaken und ablegen. Sonst wähnt man sich selbst in falscher Sicherheit, was eher ein zusätzliches Sicherheitsrisiko ist», wird Monica Wyss Bauer, Leiterin Anästhesiepflege im Kantonsspital Baden, in der Mitteilung zitiert.
Mit dem Wissen der zweijährigen Pilotphase wird nun ein eLearning-Kurs entwickelt, der auf Ende Jahr allen Schweizer Spitälern zugänglich sein soll. Damit sollen die Spitäler bei der Einführung und Anwendung der Checkliste unterstützt werden.
Gemäss patientensicherheit schweiz stirbt in westlichen Ländern mindestens jeder tausendste Spitalpatient an einem Fehler. In der Schweiz müsse mit mindestens 700 bis 1700 fehlerbedingten Todesfällen pro Jahr gerechnet werden.