Mehrere tausend Demonstranten haben am Sonntag vor dem Amtssitz von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gegen die Diskriminierung christlicher Bildungseinrichtungen protestiert.
Die 47 hauptsächlich von katholischen, aber auch von anderen christlichen Trägern betriebenen Schulen in Israel sind seit dem Beginn des neuen Schuljahrs am vergangenen Dienstag in einem unbefristeten Streik.
«Die Regierung hat die öffentlichen Zuschüsse von ehemals zwei Dritteln auf nur noch 29 Prozent der Gesamtkosten zurückgefahren », erklärte der Franziskanerpater Abdel Massih Fahim von der katholischen Schulaufsicht zur Begründung.
Der Sprecher der katholischen Bischofskonferenz im Heiligen Land, Wadie Abunassar, sagte am Rande der Demonstration, die Schulen der ultraorthodoxen Juden hätten den gleichen Rechtsstatus wie die katholischen: anerkannt, aber nicht staatlich. «Und die werden zu hundert Prozent mit öffentlichen Mitteln finanziert, wobei viele nicht einmal die Grundfächer lehren. Wir verlangen Gleichbehandlung.»
Vom Ausstand betroffen sind 33’000 Schüler – drei Fünftel Christen und zwei Fünftel Muslime – sowie rund 3000 Lehrkräfte. Die Verhandlungen über eine bessere Finanzausstattung laufen seit anderthalb Jahren ohne spürbare Annäherung. Am Donnerstag hatte auch Papst Franziskus bei einer Privataudienz für den israelischen Staatschef Reuven Rivlin auf eine «angemessene Lösung» gedrängt.
Unterstützung arabischer Israelis
Neben Familien mit Kindern in Schuluniform nahmen an der Kundgebung auch zahlreiche Würdenträger der verschiedenen Konfessionen in Amtstracht teil. Unterstützt wurden sie von einem Dutzend arabisch-israelischen Parlamentariern.
Ihr Fraktionschef Ayman Odeh, selbst Absolvent einer christlichen Bildungseinrichtung, verwies auf die hohe Unterrichtsqualität der christlichen Schulen: «Sie machen zwar nur vier Prozent der arabischen Schulen in Israel aus, aber aus ihnen kommt ein Drittel aller arabischen Studenten. Und 87 Prozent aller Araber im israelischen Hightechsektor sind Absolventen christlicher Schulen.»
Die 160’000 Christen mit israelischer Staatsangehörigkeit fühlen sich im Heiligen Land zunehmend bedrängt und benachteiligt. Zur Verunsicherung beigetragen haben in den vier vergangenen Jahren mehrere Dutzend Sachbeschädigungen an Kirchen und Klöstern im Land.
Dabei wurden zumeist Brandsätze auf die Portale geworfen und Parolen gegen «Götzendiener» hinterlassen. Nur ein geringer Teil der Anschläge wurde aufgeklärt und geahndet.