Ein Missbrauchs-Fall aus dem Zürcher Oberland ist weit gravierender als bisher bekannt. Ein Kleinkindererzieher aus der Freikirchen-Szene missbrauchte in einer Krippe nicht nur ein Mädchen, sondern drei. Vier weitere Opfer fand er zudem als nebenberuflicher Babysitter.
Am 11. März 2011 klickten beim Erzieher aus Wetzikon die Handschellen. Die Polizei hatte von der nationalen Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (KOBIK) den Hinweis erhalten, dass der Schweizer Kinderpornos besass.
Der Erzieher gestand daraufhin, dass er ein zweieinhalbjähriges Mädchen sexuell missbraucht und davon Fotos und Filmaufnahmen gemacht habe. Der heute 31-jährige arbeitete damals in der Freikirchen-Krippe «Purzelbaum» in Volketswil. Sein Vorwand: Er habe dem Mädchen «beim Einschlafen helfen» wollen.
Jüngstes Opfer war eineinhalb Jahre alt
Der Beschuldigte, damals Mitglied der Freikirche ICF (International Christian Fellowship), gestand im Laufe der Ermittlungen, er habe in seiner Freizeit noch drei weitere Mädchen missbraucht. Das jüngste war gerade mal eineinhalb Jahre alt, das älteste sechs.
Wie aus der Anklageschrift hervorgeht, die der Nachrichtenagentur sda vorliegt, und über die am Donnerstag auch der «Zürcher Oberländer» berichtete, gibt es in diesem Fall aber noch mehr Opfer.
Die Ermittlungen ergaben, dass der Schweizer noch drei weitere kleine Mädchen missbraucht haben soll – zwei im «Purzelbaum» und eines bereits 2006, als er noch bei einer Zürcher Krippe angestellt war und bereits damals gerne nebenbei Mädchen hütete.
Schlüsselanhänger und Süssigkeiten
Mit kleinen Geschenken wie Schlüsselanhängern und Süssigkeiten stellte der Beschuldigte sicher, dass die Opfer ihren Eltern nichts vom «Geheimspiel» verrieten. In Tauschbörsen bot er insgesamt 153 Film- und Bilddateien von seinen selbst gefilmten Übergriffen an.
Der Staatsanwalt fordert eine Verurteilung wegen mehrfacher Vergewaltigung, mehrfacher sexueller Nötigung, mehrfacher sexueller Handlungen mit Kindern und mehrfacher Pornographie. Das Strafmass will der Ankläger erst während des Prozesses bekannt geben. Der Verhandlungstermin am Zürcher Bezirksgericht ist noch unbekannt. Der Verteidiger des Beschuldigten war am Donnerstag nicht erreichbar.
Aus für den «Purzelbaum»
Die Verhaftung des pädophilen Mitarbeiters bedeutete für die Krippe «Purzelbaum» das Aus. Seit der Fall im März 2011 bekannt wurde, waren nur noch wenige Eltern bereit, ihr Kind dorthin zu schicken. Im April diesen Jahres musste die Einrichtung schliessen. 15 Mitarbeitende wurden entlassen.