Im muslimischen Indonesien steht der christliche Gouverneur der Hauptstadt Jakarta wegen Blasphemie vor Gericht. Basuki Tjahaja Purnama muss sich für eine Bemerkung im Wahlkampf verantworten, die manche Muslime als Verunglimpfung des Islams ausgelegt hatten.
Hardliner hatten Massendemonstrationen gegen Purname organisiert und verlangt, dass ihm der Prozess gemacht wird. «Ich weiss, dass ich die heiligen Verse des Korans zu respektieren habe», sagte Purnama nach Verlesung der Anklage. «Ich verstehe nicht, wie man behaupten kann, dass ich habe den Islam verletzt habe.» Er hatte im Wahlkampf um eine zweite Amtszeit im September gesagt, einige seiner politischen Gegner missbrauchten Koransuren.
Konsevative hatten Wähler an Sure Al-Maidah Vers 51 erinnert, die einige so interpretieren, dass Muslime keinen Nicht-Muslim wählen dürfen. Purnama sagte daraufhin, es sei okay, ihn nicht zu wählen, sollten Wähler fürchten, dann in der Hölle zu landen – das sei aber eine Lüge. Die Ankläger legten dies als Verunglimpfung des Islams aus.
Purnama war 2014 auf den Posten gerückt, weil sein damaliger Chef Joko Widodo Präsident wurde. Er gilt als effektiver Administrator und kompromissloser Kämpfer gegen Korruption und Inkompetenz.
Dass der chinesischstämmige Christ Gouverneur der 10-Millionen-Einwohnerstadt wurde, galt als Beispiel religiöser Toleranz in dem bevölkerungsreichsten muslimischen Land der Welt. Die überwiegende Mehrzahl der Einwohner Indonesiens vertritt einen toleranten Islam. Hardliner versuchen aber immer wieder, die Oberhand zu gewinnen und peitschen die Massen mit Forderungen nach einer radikaleren Islamauslegung auf.
Chance auf Wiederwahl stark gesunken
Purnama stellt sich bei den Gouverneurswahlen im kommenden Februar zur Wiederwahl. Er hat zwei muslimische Gegenkandidaten. Ursprünglich hatte der 50-Jährige gute Chancen auf eine Wiederwahl, inzwischen sind diese aber stark geschmolzen.
Auch am Dienstag versammelten sich wieder eine grössere Gruppe von Gegnern vor Gericht und forderte in Sprechchören: «Purnama ins Gefängnis!» Ihr stand eine deutlich kleinere Gruppe von Unterstützern des Gouverneurs gegenüber. Der Prozess wurde auf den 20. Dezember vertagt.