Am 5. Juni kann das Stimmvolk Ja sagen zum kundenfreundlichen Verwaltungsneubau an der Spiegelgasse. Es würde damit zeigen, dass es Basel ernst meint mit dem Atomausstieg, argumentiert Regierungsrat Christoph Brutschin.
Mit den Werkzeugen von gestern kann man nicht die Probleme von morgen lösen. Das sagte der amerikanische Vordenker Marshall McLuhan vor 50 Jahren. Er hat noch immer recht. Bei der Abstimmung vom 5. Juni können wir in Basel zeigen, dass wir das verinnerlicht haben. Wenn wir Ja sagen zum Verwaltungs-Neubau an der Spiegelgasse, sagen wir Ja zu einem «Werkzeug», mit dem ein Beitrag an die Energiewende in der Schweiz geleistet werden kann. Es ist ein Ja für ein sinnvolles und wegweisendes Energiespar-Projekt.
Kritiker bemängeln, das Haus koste zu viel. Der Kanton brauche kein Vorbildprojekt. Bevor ich zu den Kosten komme, dies: Wer denn, wenn nicht der Kanton, sollte bei Energiesparfragen vorbildlich vorangehen? In den Neubau zieht bezeichnenderweise das Amt für Umwelt und Energie – wir können den Leuten doch nicht Wasser predigen und selbst Wein trinken.
Der Neubau an der Spiegelgasse spart gegenüber dem alten Gebäude an der Hochbergerstrasse – Achtung! – 90 Prozent der Energie.
Der Atomausstieg zwingt uns dazu, weniger Energie zu verbrauchen. Das grosse Einsparpotenzial liegt bei den Häusern: Sie verbrauchen rund 50 Prozent der Energie in der Schweiz. Der Neubau an der Spiegelgasse spart gegenüber dem alten Gebäude an der Hochbergerstrasse – Achtung! – 90 Prozent der Energie. Der Stromertrag seiner neuentwickelten Gebäudetechnik deckt seinen gesamten Eigenbedarf. Das ist auch eine gute Botschaft für die Steuerzahler.
Die Bauinvestition beträgt knapp 16 Millionen Franken. Die Medien haben die komplizierten Kostenrechnungen der Befürworter und Gegner bereits dargelegt. Ich hätte aber Verständnis dafür, wenn einige Stimmbürger hier nicht mehr durchblicken.
Ich will darum die entscheidende Zahl herausschälen: Wir diskutieren um eine bis zwei Millionen Franken. Das ist der Betrag, um den das Gebäude wegen seiner Lage und wegen der ökologischen Bauweise mehr kosten wird. Dieser Betrag wird aber durch deutlich tiefere Energie- und Unterhaltskosten während der Lebensdauer des Gebäudes wieder eingespart. Das ist Ökologie, die auch ökonomisch Sinn macht.
Unsere jährlich 4000 Kunden müssten weiterhin nach Kleinhüningen raus. Es wäre doch freundlicher, wenn sie zentral bei der Schifflände ihre Geschäfte regeln könnten.
Der Zustand am alten Standort in Kleinhüningen ist untragbar. Das alte Gebäude ist hoch renovationsbedürftig. Eine Sanierung würde ebenfalls einen zweistelligen Millionenbetrag kosten. Unsere jährlich 4000 Kunden müssten zudem weiterhin nach Kleinhüningen raus. Es wäre doch freundlicher, wenn sie zentral bei der Schifflände ihre Geschäfte regeln könnten. Am alten Standort würden stattdessen Wohnungen entstehen. Das wäre ein doppelter Gewinn.
Der Kanton Basel-Stadt «wendet sich gegen die Nutzung von Kernenergie» – so steht es in unserer Verfassung. Das ist seit Jahrzehnten die energiepolitische Forderung der Baslerinnen und Basler. Mir scheint, dass einige Politiker darüber erschrecken, dass unsere Forderung jetzt tatsächlich mit aller Konsequenz umgesetzt werden soll. Doch umgesetzt wird sie nicht mit Planungen und Absichts-Papieren. Umgesetzt wird unsere Forderung mit konkreten Projekten. Der Neubau an der Spiegelgasse ist ein solches konkretes und sinnvolles Projekt der Energiewende. Wir sollten jetzt Nägel mit Köpfen machen.
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Im Speaker’s Corner publiziert die TagesWoche ausgewählte Texte und Bilder von Community-Mitgliedern. Vorschläge gerne an community@tageswoche.ch. Ein Beitrag aus dem Lager der Gegner des AUE-Neubaus folgt.
- «Kein Goldpalast, sondern ein Haus für die Umwelt» – die Argumente der Befürworter
- «Viel zu teuer und ein energiepolitischer Unsinn» – die Argumente der Gegner
- «Richtig rechnen!» – «Unfaire Zahlen!» – das Gezänk um den AUE-Neubau