Christoph Mörgeli greift seinen Chef frontal an

Christoph Mörgeli geht weiter in die Offensive: Er fordert, dass die Datenbanken sowie Mail- und Telefonverkehr seines Chefs untersucht werden. Sein Anwalt spricht von einer Falle und Christoph Blocher greift die «links unterwanderten» Hochschulen an.

Frontalangriff auf seinen Chef: Christoph Mörgeli (Archiv) (Bild: sda)

Christoph Mörgeli geht weiter in die Offensive: Er fordert, dass die Datenbanken sowie Mail- und Telefonverkehr seines Chefs untersucht werden. Sein Anwalt spricht von einer Falle und Christoph Blocher greift die «links unterwanderten» Hochschulen an.

Nach der Freistellung als Kurator der Medizinhistorischen Museums ist die Akte Christoph Mörgeli längst noch nicht geschlossen: Der SVP-Nationalrat ist der Ansicht, er sei noch nicht gekündigt. Ihm sei die Kündigung erst in Aussicht gestellt worden. So traf er sich zu einem Interview mit dem «Sonntagsblick» auch in seinem Büro: «Ich erwarte, dass ich das medizinhistorische Museum weiterführen kann.»

Mörgeli sagt im Interview, er habe die Zielvereinbarungen mit seinem Vorgesetzten «bestmöglich erfüllt». So habe er fristgerecht fünf Konzepte eingereicht. Allerdings habe er nur auf ein einziges ein Feedback von Condrau erhalten. Mörgeli ist überzeugt, «meine Vorgesetzten und ihr Umfeld» hätten ihn mit gezielten Indiskretionen diffamiert. Konkret bestehe der dringende Verdacht, «dass Unbekannte aus dem Umfeld von Herrn Condrau» den Medien zwei Berichte zugespielt hätten. Und zwar «mit dem Ziel, meine Entlassung zu provozieren».

Anwalt spricht von Falle

Sein Anwalt Valentin Landmann spricht in einem Interview mit dem «Sonntag» davon, der Medizinhistoriker sei «in eine Falle gelockt worden». In der Kündigung sei von fachlichen Vorwürfen oder mangelnder Arbeitsleistung keine Rede, es geh nur um seine Aussagen in den Medien, sagt Landmann. «Das ist ein interessanter Punkt. Wer Christoph Mörgeli kennt, wusste, wie er auf die publik gewordenen Vorwürfe reagiert.» Mit der Veröffentlichung des Akademischen Berichts habe man ihm «Dynamitstangen untergeschoben und konnte praktisch darauf zählen, dass er den Sprengstoff zünden wird.» Landmann vermutet: «Die Universität hat Mörgeli in eine Falle gelockt.»

Mörgeli selbst ist aus diesem Grund der Meinung, dass jetzt «sämtliche Datenbanken, Mailverkehr und Telefonnachweise von Professor Condrau und Konsorten» untersucht werden müssten. Ob er auch gegen einzelne Medien juristisch vorgehen werde, konnte er im Interview mit dem «Sonntagsblick» noch nicht sagen.

Blocher greift die Unis an

Rückendeckung erhält Christoph Mörgeli von seiner Partei, die zum Angriff auf Hochschulen bläst: «Bisher haben wir die Universitäten zu wenig angeschaut. Das wird sich ändern», kündigt SVP-Vize und Strategiechef Christoph Blocher im Interview mit der «SonntagsZeitung» an. «Die geisteswissenschaftlichen Fakultäten sind heute links unterwandert.» Jetzt werde seine Partei ein besonderes Augenmerk auf die Hochschulen werfen. Der Fall Mörgeli sei für die Partei Auslöser, um auf nationaler Ebene die Hochschulpolitik zu hinterfragen.

Gegen den Vorwurf der politischen Einseitigkeit wehrt sich Antonio Loprieno, Präsident der Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten, in der «SonntagsZeitung»: «Ich kenne keine empirische Untersuchung, die belegen würde, dass politisch linke Meinungen unter Akademikern häufiger vertreten sind.» Kluge Köpfe gebe es in allen politischen Lagern.

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