Über 500 Menschen haben am Freitagnachmittag in der Martinskirche in Chur Abschied genommen vom verstorbenen Bündner alt Bundesrat Leon Schlumpf, dem Vater von Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf. Besonders zahlreich erschien die Classe politique.
Die Landesregierung wurde vertreten durch die Bundesräte Ueli Maurer und Didier Burkhalter sowie durch Bundeskanzlerin Corina Casanova. Auch Nationalratspräsident Hansjörg Walter und Vizepräsidentin Maya Graf nahmen an der Trauerfeier teil, ebenso wie die alt Bundesräte Pascal Couchepin, Adolf Ogi und Samuel Schmid.
Viele Gäste aus der Politik reflektierten Schlumpfs politische Laufbahn als SVP-Politiker und seinen Beitritt im 2008 zur neugegründeten Bürgerlich-Demokratischen Partei (BDP). BDP-Parteipräsident Martin Landolt erwies Schlumpf ebenso die letzte Ehre wie Adrian Amstutz, Fraktionspräsident der SVP Schweiz.
Anwesend in der grössten reformierten Kirche Graubündens war auch die Mehrheit der Regierungs- und Nationalräte des Kantons. Äusserst zahlreich erschienen Bündner alt Politiker aus Legislative und Exekutive bei Kanton und Bund.
Enkelkinder erzählen und musizieren
Durch die schlichte, rund anderthalb Stunden dauernde Trauerfeier führte der pensionierte Pfarrer Hans Senn. Menschlichkeit, Verantwortungsbewusstsein, Treue und Zuversicht seien die zentralen Charakterzüge des letzten Samstag im Alter von 87 Jahren Verstorbenen, sagte Senn.
An die Trauerfamilie richtete der Pfarrer tröstende Worte: „Was könnte uns angesichts des Endes eines langen und erfüllten Lebens anderes erfüllen, als Dankbarkeit.“
Schlumpfs jüngste Enkelin Giannina, Tochter von Eveline Widmer-Schlumpf, hielt den Rückblick auf das private Leben des Politikers. Sie beschrieb ihn als leidenschaftlichen Volksmusiker, als Familienmenschen und als aktiven Grossvater, der mit seinen Enkelkindern regelmässig musizierte.
Eine weitere persönliche Note gab der Feier Widmer-Schlumpfs Sohn Ursin. Er spielte auf der Trompete ein berührendes Abschiedslied für den Grossvater. Freunde begleiteten ihn am Klavier und auf der Klarinette.
Die Schweiz auf die Zukunft vorbereitet
Politisch gewürdigt wurde der Verstorbene von Nationalratspräsident Hansjörg Walter und Bundesvizepräsident Ueli Maurer. Walter beschrieb Schlumpf als visionären Staatsmann, der Wegmarken setzte in der Verkehrs-, der Energie- und der Umweltpolitik.
Als Bundesrat habe er das Fundament für die postmoderne Schweiz mitgeschaffen und das Land auf die Globalisierung und die internationale Vernetzung vorbereitet. Dabei habe der Vollblutpolitiker immer das Wohl aller vor Augen gehabt.
Ueli Maurer überbrachte der Trauerfamilie das Beileid des Bundesrates in seiner Funktion als ranghöchstes Mitglied der Regierung, das mit dem Verstorbenen nicht verwandt ist. Maurer beschrieb Leon Schlumpf als guten Zuhörer mit einer „riesigen Geduld“ und als humorvollen Mann, der mit seiner Begeisterung mitreissen konnte.
Leon Schlumpf habe Spuren hinterlassen mit seiner Person, seiner Art und seinen Taten, sagte der Verteidigungsminister. Das Schweizer Volk habe einen Magistraten verloren, den es ins Herz geschlossen habe, einen Landesvater. Maurer schloss mit den Worten: „Leute auf der Strasse würden heute wohl sagen: Er war einer von uns.“